Feiyu, Bi
Sehende Hände Roman
Buch

Der blinde Wang Daifu und seine ebenso blinde Verlobte Xiao Kong finden Arbeit in einem Tuina-Massagezentrum in Nanjing.


Rezension

Die Beziehungen der Tuina-Therapeuten des Sha-Zongqi-Zentrums verlaufen in einem Rhythmus, der durch ihre besonderen Lebensumstände geprägt ist: Blindheit verlangt Stille und Geduld, strebt nach wiederkehrender Struktur. Liebe, Neid, Überwindung erlittener Traumata und Streben nach der Verwirklichung von Träumen - alles wird wie unter Wasser ausgetragen, mit nur minimal sichtbaren Bewegungen der Oberfläche. Ausbrüche von Emotionen bleiben eine verstörende Ausnahme. Die sprachliche Schilderung der Ereignisse erfolgt folgerichtig mit einer gewissen Unaufgeregtheit, gleichzeitig gleitet sie stellenweise ins Blumig-Poetische und mündet in Sentenzen über chinesische Poesie, traditionelle Medizin und Philosophie. - Etwas schwierig ist die Vielzahl von Namen, die der Leser in der Regel weder aussprechen noch nach männlich/weiblich sortieren kann (Eine Liste anzulegen hilft!). Die biografischen Rückblicke, mit denen Personen jeweils eingeführt werden, gehören aber zum Berührendsten des Buches.

Ein interessanter und keineswegs langweiliger Einblick in einen sehr speziellen Mikrokosmos der chinesischen Gesellschaft, der wohl viel von der Mentalität des Landes vermittelt.

Rezensent: Birgit Schönfeld


Personen: Feiyu, Bi

Schlagwörter: Liebe China Blindheit Tuina-Massage

Feiyu, Bi:
Sehende Hände : Roman / Bi Feiyu. Dt. von Marc Hermann. - München : Blessing, 2016. - 414 S. ; 22 cm. - Aus d. Chines.
ISBN 978-3-89667-565-1 geb. : EUR 22.99

Zugangsnummer: 2014/3389
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch