Lebensabend in einem Paradies für SeniorInnen.
Rezension
In den USA gibt es die sogenannten "Sun Cities" - Städte, die komplett ausgerichtet sind auf die Bedürfnisse von SeniorInnen. St. Petersburg, Florida, ist eine von ihnen. Hier ist es immer warm und es gibt es mehr Friseure als anderswo, alle spezialisiert darauf, "dünnes, weißes Haar in kleine, luftige Löckchen zu legen." Hunderte von alten Damen wandern mit weißgelockten Köpfen unter den Palmen, die Herren sind weniger zahlreich. Im Gästehaus Butlers Arms stehen die Schaukelstühle auf der Veranda für seine BewohnerInnen bereit (nur der Tod erlaubt eine Neuordnung der Schaukelstuhlbesitzverhältnisse) und bieten die Hauptkulisse für ihre Gedanken, Zwistigkeiten, Freundschaften und Dramen. Tove Jansson erzählt mit feinem Gespür, schwarzem Humor und wunderbaren Sätzen von einer Zeit, in der der Gedanke an den Tod sehr real und die Bereitschaft, sich anzupassen, gering geworden ist. Nicht mehr mitten im Leben, aber eben auch noch nicht tot, von den Jungen oft nicht mehr ganz ernstgenommen, aber dennoch randvoll mit Gefühlen, Erinnerungen und (kurz)gesteckten Zielen - die ruhige, handlungsarme Erzählung fängt diese Lebensphase klug ein.
Für anspruchsvolle VielleserInnen; für eine Veranstaltung mit Seniorinnen, für Literaturkreise.Rezensent: Wiebke Mandalka
Personen: Jansson, Tove
Jansson, Tove:
Stadt der Sonne : Roman / Tove Jansson. Dt. von Birgitta Kicherer. - Stuttgart : Urachhaus, 2018. - 208 S. ; 22 cm. - Aus d. Schwed.
ISBN 978-3-8251-5129-4 geb. : EUR 21.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Jan - Buch