Kann eine Kindheit in der DDR auch schön gewesen sein? Ja durchaus. Und witzig. Hängt auch von der Verwandtschaft ab.
Rezension
Im bekannten wilden Stil erinnert sich Nadja Budde an ihre Kindheit. Sie tut das so, dass jede Kindheit darin Platz hat. Auch meine. Natürlich ist die Frage mit den Transparenten in der DDR, aus denen findige Bauern Hühnerställe bauten, speziell und gehört in den Osten des Landes, aber wie Zeit vergeht, wenn man ein Kind ist, wie unheimlich andere alte Frauen sind, außer der eigenen Oma und wie reizvoll ein Damenbart im Gesicht einer geliebten alten Frau ist - das ist universal. Zugleich ist der verfremdete Blick, der auch durch den Strich und die Hässlichkeit der Bilder, die so witzig sind, zum Ausdruck kommt, ein Hilfsmittel, eine Kindheit im Sozialismus als das darzustellen, was sie war: eine Kindheit. Mit Erkältung im Bett, impfen, kotzen und ins Wasser pinkeln. Die beiden Stasispitzel im auffälligen Grau werden genauso relativiert, wie sie relativ waren. Manchmal gefährlich, meistens lächerlich. Und die Neubaublöcke als Heimat für viele: zum Lachen und zum Weinen.
Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Budde, Nadia
Budde, Nadia:
Such dir was aus, aber beeil dich! : Kindsein in zehn Kapiteln / Nadia Budde. - 4. Aufl. - Frankfurt am Main : Fischer Taschenbuch Verl., 2014. - O. Pag. : überw. Ill. ; 24 cm
ISBN 978-3-596-80832-8 kt. : EUR 12.95
Erzählungen 9-12 Jahre - Signatur: Ju 2 Bud - Buch