Nadja Budde, durch ihre preisgekrönten Bilderbücher bekannt, legt einen Comicroman über ihre Kindheit vor.
Rezension
Ein wunderbares Buch über die kindliche Sicht auf die Welt, noch dazu die Kinderwelt der DDR zwischen dörflichem Leben und alten Frauen mit massenweise Haaren unter den Achseln und dem Plattenbauleben in immergleichen Wohnzimmern mit einem Müllschluckerraum, zu dem nur der Hausmeister den Schlüssel hat. Herrlich! Dabei zeichnet Nadia Budde mit bekannt bissiger Sicht, detailgenau und großzügig zugleich, perspektivreich und witzig, manchmal derb und immer treffend. Über die reizvolle Sicht auf die DDR hinaus ist das Buch eine Fundgrube zum Erinnern: Gerüche der Kindheit und ihre Speicherung im Gehirn, Kellergardinen als Brautschleier, Blut aus Zahnlücken zu lutschen. Das war wohl in beiden Teilen Deutschlands gleich. Zuletzt erfreut ein Kapitel Philosophie: "Was ist Zeit?" Und das mit dem Federstrich der Budde? Gelungen und anregungsreich. Für die Bücherei allerdings nur empfehlenswert, wenn es Leser und Leserinnen für Graphic Novels gibt.
Eine Neuentdeckung des Lesens und Sehens, literaturkreiswürdig.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Budde, Nadia
Budde, Nadia:
Such dir was aus, aber beeil dich! : Kindsein in zehn Kapiteln / Nadia Budde Text und Ill. - Frankfurt am Main : Fischer, 2009. - o. Pag. : überw. Ill. 22 cm
ISBN 978-3-596-85321-2 geb. : EUR 19.95
Erzählungen ab 13 Jahre - Buch