Harding, Paul
Tinkers Roman
Buch

Halluzinatorische Assoziationen eines sterbenden alten Mannes.


Rezension

George Washington Cosby (schon der Name verweist auf zentrale amerikanische symbolträchtige Zusammenhänge) stirbt an allen gängigen Alterskranheiten gleichzeitig: Parkinson, Krebs, Diabetes, Altersdemenz und Nierenversagen. Er blickt zur Decke und die geometrische Ordnung der Welt löst sich auf. Erinnerungsfetzen, Vater-Sohn Problematik, Wahrnehmungsdefizite - kaleidoskopisch purzelt alles postmodern durcheinander. Das ist äußerst bemüht und gleichzeitig wirkungsvoll. Zentraler Bezugspunkt ist immer wieder sein Vater, der Hausierer und Kesselflicker, der an Epilepsie leidet, die Familie verläßt, als George zehn ist, später zu einem Besuch an der Haustür zurückkehrt und seinen Sohn durcheinander bringt. Die Landschaft in Neuengland, amerikanische Geschichte, ikonografisch verkürzt, eigenes gelebtes Leben, das sind die Versatzstücke, die stilistisch durchaus gekonnt das postmoderne Schreibrepertoire komplettieren. Aber mehr ist es auch nicht.

Ein mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnetes Buch, dessen Vorzüge man suchen muß. Ein in der Postpostmoderne anachronistisch anmutendes postmodernes Buch mit teilweise faszinierende Bilder, die aber folgenlos bleiben. Der unübersetzte Titel setzt eine junge Unsitte der Verlage fort.

Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller


Personen: Harding, Paul

Schlagwörter: Erinnerung USA Sterben

Harding, Paul:
Tinkers : Roman / Paul Harding. Dt. von Silvia Morawetz. - 1. Aufl. - München : Luchterhand, 2011. - 188 S. ; 22 cm. - Aus d. Amerikan.
ISBN 978-3-630-87367-1 geb. : EUR 19.99

Zugangsnummer: 0002/9449
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch