Bovenschen, Sylvia
Verschwunden Geschichten
Buch

Unglaubliche, tragische, banale Geschichten vom Verschwinden.


Rezension

Die Ich-Erzählerin Daniela Listmann, an den Rollstuhl gebunden, nötigt ihren Freunden und einigen losen Bekannten Geschichten vom Verschwinden ab und behält sich vor, diese Erzählungen beliebig zu verändern. Da verschwinden in den Geschichten eine Frau, die auf offener Strecke aus dem Zug steigt, ein Junge auf einer Insel, ein Laptop samt Adressen, Mails, Aufzeichnungen, ein neuer Freund, ein Ring, ein Stein usw. Erstaunlich, was alles einfach weg ist. Gustav, Olga, Maria u.a. bedauern oder betrauern den Verlust und eine empfindet ihn sogar als Befreiung. Zwischen den einzelnen Geschichten stehen die aufgeregten Monologe Frederikes, die orakelt, dass wir es sind, die verschwinden, und die Niederschriften Celias, die zuletzt ihr Leben selbst beendet. - Ist Daniela angewiesen auf die Erlebnisse anderer, weil sie von der Welt abgeschnitten ist? Oder sind die Geschichten vom Verschwinden wie alles Erzählen ein Schutzwall gegen den Tod, ein Engagement für das Leben?

Die geschliffene Sprache ist ein Genuss. Doch die Texte mit manchen Anspielungen und Bezügen werden sich nur literarisch Versierten ganz erschließen. Für einen anspruchsvollem Leserkreis.

Rezensent: Irmgard Schmidt-Wieck


Personen: Bovenschen, Sylvia

Schlagwörter: Essays

Bovenschen, Sylvia:
Verschwunden : Geschichten / Sylvia Bovenschen. - 1. Aufl. - Frankfurt am Main : Fischer, 2008. - 160 S. : 20 cm
ISBN 978-3-10-003513-4 geb. : EUR 17.90

Zugangsnummer: 0002/3400
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch