Hein, Christoph
Verwirrnis Roman
Buch

Schwule Liebe in der BRD-Nachkriegszeit


Rezension

Heiligenstadt in den 50er Jahren: Wolfgang und Friedeward lernen sich in der Schule kennen. Schnell bemerken sie ähnliche Interessen, lesen gemeinsam wichtige literarische Werke, machen lange Radtouren, reden über Gott und die Welt. Doch bald ist da mehr zwischen den beiden. Ein Mehr, von dem niemand erfahren darf. Nicht im erzkatholischen Heiligenstadt, aber auch später nicht in Leipzig oder Berlin. Hein führt die Leser*innen mit Wolfgang und Friedeward durch die deutsche Nachkriegsgeschichte bis in die 90er Jahre. Er erzählt vom Leben in Ost und West - mit einem Schwerpunkt auf der Unistadt Leipzig -, von politischen Stimmungen und Umbrüchen und von den Über-(Lebensfragen), die sich homosexuellen Menschen in diesen Jahrzehnten stellten. Denn auch wenn die DDR den Schwulenparagraf bereits Ende der 60er Jahr abschaffte (BRD erst 1994), blieb doch noch lange die Furcht vor Ablehnung und geringeren beruflichen Chancen erhalten. Hein schildert dies alles eher in Form einer Chronik: Nüchtern (warum die Männer sich lieben, vermittelt sich nur in seltenen Momenten) und in einem altbackenen Sprachduktus, der den Muff der Nachkriegsjahre deutlich werden lässt.

Bei Bedarf an Romanen über deutsche Geschichte, für eingefleischte Hein-Fans.

Rezensent: Wiebke Mandalka


Personen: Hein, Christoph

Schlagwörter: Nachkriegszeit DDR Homosexualität

Hein, Christoph:
Verwirrnis : Roman / Christoph Hein. - Berlin : Suhrkamp, 2018. - 303 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-518-42822-1 geb. : EUR 22.00

Zugangsnummer: 2014/6412
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Hei - Buch