Thal, Lilli
Vialla und Romaro Roman
Buch

Märchenhafte Erzählung von der Liebe zweier junger Menschen und ihrer Begegnung und ihrem Kampf mit einem Dämon


Rezension

Die junge und eigenwillige Vialla aus dem Westdorf trifft, als sie sich auf den traditionellen Brautzug begibt, im Ostdorf auf Romaro, einen jungen Mann. Beide verlieben sich, doch sie dürfen aufgrund alter feststehender Gebote nicht heiraten. Um ihrer Liebe willen fliehen sie aus der sicheren und geschützten Welt ihrer Dörfer und des diese umgebenden zahmen Waldes hinaus in die unbekannte und gefährliche Welt des wilden Waldes. Dort treffen sie auf einen Dämon, der Romaro in verzauberter Gestalt verführt und mit sich nimmt und gefangen hält. Vialla ist trotz großer Schwierigkeiten entschlossen, Romaro zu befreien und ihm so das Leben zu retten, und gerät gleichfalls in große Gefahr. Lilli Thal hat zunächst ein bezauberndes, phantasievolles, sprachlich gelungenes und von der Atmosphäre her dichtes und intensives Buch geschrieben. Es gelingt ihr, die Welt der Walddörfer und ihrer Menschen, neben den Hauptakteuren allen voran die Ehrfurcht gebietenden und einflussreichen Popen sowie die Dorfältesten und natürlich auch den zahmen Wald mit seinen Zugeständnissen an die Menschen und den wilden Wald in seiner Freiheit und Unbändigkeit eindrücklich und lebendig vor den inneren Auge des Lesers / der Leserin erscheinen zu lassen. Auch die Ausgestaltung des "Gefängnisses", in dem Romaro sitzen muss, der hohle Baum mit den ebenfalls gefangenen und verletzten Tiere, der in Romaros verzauberten Augen einen wunderschöner Palast mit den verschiedensten Dienstboten darstellt, ist sprachlich erfinderisch und detailreich vorgenommen worden. Die Begegnungen Viallas mit dem Dämon spiegeln viel Sprachwitz wider. Unter der märchenhaften Form verstecken sich innere Bilder und Träume. Insgesamt also ein Buch, das den erwachsenen Leser / die erwachsene Leserin mit Freude an Märchen und deren Neuinszenierung, an Romantik und an Traumbildern des Inneren sehr anspricht - indes ein Buch, das aufgrund seiner märchenhaften Form und genau dieser soeben genannten Vorzüge auf wenig Interesse jugendlicher Leserinnen und auf noch weniger Interessen jugendlicher Leser treffen dürfte. Zu einlinig erscheinen die Thematik und ihre Entwicklung, zu märchenhaft und zu romantisch ist die Gestaltung des Themas in Hinblick auf ein Lesealter ab 13 Jahren, in dem Jugendliche schnell etwas ablehnen, das ihnen aufgrund der Form und der Sprache zunächst als kindlich erscheint. Zu sehr wird der Tenor auf die Stimmung und das Bildhafte des Erzählten gelegt, zu undeutlich sind die tieferen Beweggründe Viallas, Romaros und des Dämons sowie die Entwicklung dieser drei Hauptakteure für Jugendliche ausgeführt. Zu zufällig ist auch die Rettung der beiden Liebenden, die sehr stark aus dem Willen Viallas und Romaros hervorgeht, sich auf der Ebene der Erzählhandlung jedoch recht unvermutet und unerklärlich vollzieht. Wichtige Fragen von Jugendlichen des entsprechenden Lesealters werden zwar aufgeworfen, so die Auseinandersetzung mit den Normen der Umwelt und dem Überschreiten von Grenzen und natürlich die Frage nach Liebe und Sexualität, doch verhindert hier die Form des Märchens eher eine tiefergehende und existentielle Problematisierung. Einsatzvermerk: Lilli Thal hat einen schönen, poetischen und phantasievollen Märchenroman geschrieben, der sich aber aufgrund seiner Bildhaftigkeit und seiner Andeutungen inhaltlich eher an Erwachsene richtet. Ihr Buch erscheint zu speziell nur für recht wenige Jugendliche im Lesealter ab 13 Jahren geeignet, die eine Vorliebe für Märchen und romantische Literatur haben und über Erfahrung mit deren Interpretation verfügen, und daher für Büchereien entbehrlich. Anne Rank

Rezensent: Bettina Malow


Personen: Thal, Lilli

Schlagwörter: Fantasie

Thal, Lilli:
Vialla und Romaro : Roman / Lilli Thal. - 1. Aufl. - Hildesheim : Gerstenberg, 2007. - 294 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-8369-5146-3 geb. : EUR 14.90

Zugangsnummer: 0002/2308
Erzählungen ab 13 Jahre - Buch