Schendel, Andreas
Virag oder wenn die Welt verrutscht
Buch

Poetische Erzählung über eine kranke Kinderseele und die kleinen Schritte, in einer verrutschten Welt Halt zu bekommen.


Rezension

Leise und unaufgeregt erzählt Andreas Schendel Virágs Geschichte. Die Welt der Elfjährigen, Tochter einer Ungarin und eines arbeitslosen Deutschen, der trinkt, ist verrückt, ohne dass sie versteht, warum. Seismografisch genau registriert Virág die elterlichen Spannungen, trägt sie in ständigem Juckreiz auf ihrer Haut aus. Die Eltern bemühen sich liebevoll (die ungarischen Koseworte der Mutter, die Autofahrten mit dem Vater), dennoch bleiben sie unfähig ihre Probleme zur Sprache zu bringen. So zittert Virágs Welt und sie klammert sich in der Schule verkrampft an ihre beste Freundin. Virág kommt in die Kinderpsychiatrie, lernt dort Schritt für Schritt, dass nicht sie die Probleme der Eltern lösen muss. Mit diesem Hoffnungsschimmer endet die Erzählung. Schendel erzählt konsequent aus Virágs Perspektive, lässt die Leser mit ihr im ahnenden Dunkel und erzeugt so hohe Betroffenheit und Authentizität, die sich durch die die Kapitel einleitenden Polaroids von Anne-Theresa Wittmann verstärkt.

Die bewegende Erzählung bietet für Jugendliche und Erwachsene reichlich Gesprächsstoff und ist für aufgeschlossene Jugendliche und für Gesprächskreise sehr gerne empfohlen.

Rezensent: Gudrun Rathke


Personen: Schendel, Andreas

Schlagwörter: Krankheit Trennung Zweisprachigkeit

Schendel, Andreas:
Virag : oder wenn die Welt verrutscht / Andreas Schendel. Ill. von Anne-Theresa Wittmann. - Berlin : Bloomsbury, 2010. - 125 S. : Ill. ; 21 cm
ISBN 978-3-8270-5383-1 geb. : EUR 12.00

Zugangsnummer: 0002/7506
Erzählungen ab 13 Jahre - Buch