Kluge und verständliche Gedanken über Leben und Altwerden von dem bedeutendsten Philosophen Italiens Norberto Bobbio (1909-2004).
Rezension
Der dieses Buch im Alter von fast 90 Jahren schrieb, hat in seinem Leben viel erlebt, gedacht, gelehrt. Recht und Unrecht, Krieg und Frieden, Demokratie und Diktatur waren seine Themen. Die hier zusammengestellten Texte gründen auf Reden, Assoziationen über das Alter und enthalten Zitate bekannter Autoren verschiedener Zeiten. Bobbio zeigt die veränderte Lebenssituation von 60jährigen, die heute im Vergleich zu früher eine viel längere Lebenserwartung haben. Das bedeutet Fremdheit in einer fremden Welt. Es geht in dem Bändchen um Einsamkeit, Verbitterung, geistig bedingte Verfallserscheinungen, Altersarmut. Eindrücklich beschwört der Autor die Welt der Erinnerungen als einen Schatz, der gehoben werden soll. "Du bist was du erinnerst." Bobbio, der nicht an Gott glaubt, spart auch das Thema Tod als Ende des subjektiven Seins nicht aus und sagt: "Das Leben achtet, wer den Tod achtet. Wer den Tod ernst nimmt, nimmt auch das Leben ernst." Eindringlich warnt er vor einer Vermarktung des Alters.
Die "melancholischen Meditiationen eines Demokratietheoretikers" mit bio-bibliographischen Notizen sind eine lohnende Lektüre für Anspruchsvolle.Rezensent: Irmgard Schmidt-Wieck
Personen: Bobbio, Norberto
Bobbio, Norberto:
Vom Alter - De senectute / Norberto Bobbio. Dt. von Annette Kopetzki. - 7. Aufl. - Berlin : Wagenbach, 2010. - 138 S. ; 21 cm. - Aus d. Ital.
ISBN 978-3-8031-1168-5 geb. : EUR 15.90
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Buch