Ein schwieriger Balanceakt für eine Heranwachsende in einer sich gegenseitig ausspielenden Welt der Erwachsenen.
Rezension
Der in den dreißiger Jahren abwechselnd in den Niederlanden, Belgien und Deutschland spielende Roman erschien erstmals 1959 und hatte damals großen Erfolg. Die Autorin, eine Überlebende des Konzentrationslagers Theresienstadt, starb schon 1960 mit nur 49 Jahren. Posthum erschien die Fortsetzung 'Wie Wasser in der Wüste'. Die zwölfjährige Erzählerin ist eine begeisterte Klavierspielerin und fühlt sich sehr geschmeichelt, als die reiche Bankierstochter sie einlädt, auf ihrem wunderbaren Steinway in ihrem Elternhaus zu üben, wenn Gittel zu Besuch bei der Großmutter in Antwerpen ist. Zwischen den Familien besteht kein nachbarschaftlicher Kontakt. So gerät Gittel, die sich in dem wohlgeordneten Nachbarhaus sehr wohl fühlt, in eine komplizierte Situation, durch die sie sich durchzulavieren versucht, doch sich letztendlich in dem Spinnennetz der Erwachsenen verfängt, denen sie gutgläubig und arglos vertraut hat. Mit köstlichem Humor beschreibt die Autorin diese längst untergegangene Welt vor einer maroden Kulisse wirtschaftlicher Auf- und Umbrüche.
Eine sensibel nachempfundene Entwicklungsgeschichte einer Heranwachsenden zwischen den beiden Weltkriegen im Spannungsfeld zwischen konservativem Behütetsein und emanzipatorischem Aufbruch.Rezensent: Halgard Kuhn
Personen: Simons, Ida
Simons, Ida:
Vor Mitternacht : Roman / Ida Simons. Dt. von Marlene Müller-Haas. - München : Luchterhand, 2016. - 223 S. ; 22 cm. - Aus d. Niederländ.
ISBN 978-3-630-87507-1 geb. : EUR 20.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Sim - Buch