Heiner Geißler - katholisch, streitbarer Demokrat mit grundsätzlicher Sympathie für den Reformator - stellt die provokante Frage: Bräuchten wir heute einen neuen Luther?
Rezension
Über seine Großmutter hörte Heiner Geißler zum ersten Mal etwas von Luther. Später entdeckte er ihn als einen Großen der Geschichte mit ambivalenten Seiten. Der Herausforderer des Papsttums, der große Reformator - mit einer falschen Lehre? In neun Kapiteln versucht er sich dem Reformator und seiner Botschaft zu nähern unter anderem unter den Aspekten: "Die theologische Reformation"; "Von der theologischen Reform zur politischen Revolution"; "Luther und die Frauen"; "Der kompromisslose Luther: Luther, Papst und Juden"; "2017 - Einheit nach 500 Jahren?" Dass der Mensch keine Vermittlungsinstanz brauche, sei wieder zu entdecken. "Wollen die Kirchen der erschreckenden Bewusstseinsveränderung in unserer Gesellschaft kommentarlos zuschauen, der Kapitalorientierung, der Ökonomisierung, dem religiösen Fundamentalismus, der Islamisierung?" (S. 240) Geißler entwirft die Organisationsform einer gemeinsamen Kirche. In dem Epilog stellt er Thesen zum Reformationsjubiläum 2017 und zum zukünftigen Weg der Kirche auf.
Es bleibt zu fragen, ob Geißlers Gedanken zur Rechtfertigung des Gottlosen nicht den Bogen überspannen und ins Abseits führen, ansonsten findet der Leser manche interessante Überlegungen zu 2017 in diesem Buch.Rezensent: Martin Weskott
Personen: Geißler, Heiner
Geißler, Heiner:
Was müsste Luther heute sagen? / Heiner Geißler. - Berlin : Ullstein, 2015. - 285 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-550-08045-6 geb. : EUR 20.00
Glaube und Theologie im Gespräch (z.B. Auseinandersetzung mit Wissenschaften, Religionen und Weltanschauungen) - Signatur: Cm Gei - Buch