Weitholz, Arezu
Wenn die Nacht am stillsten ist Roman
Buch

Überzeugendes Debüt über zwei sehr einsame Menschen und ihren Versuch einer Beziehung.


Rezension

Annas Vater beging Selbstmord, ihre depressive Mutter lebt in einem Altenheim. Anna zog lange wie auf der Flucht durch die Welt. Seit einem Jahr ist sie zurück in Hamburg, besucht die Mutter regelmäßig, arbeitet als Journalistin bei einem Lifestyle-Blatt. Seit acht Monaten ist sie liiert mit ihrem preisgekrönten Kollegen Ludwig. Ludwig, Karrierist und Egomane, lässt nur gelten, was seinem Perfektionismus entspricht. Am Morgen macht er lapidar Schluss. Am Abend findet Anna ihn "schlafend", er hat Tabletten genommen. Sie setzt sich zu ihm und redet. Ohne Scheu berichtet sie von ihrem "unperfekten" Leben, an dem er bisher nie teilhaben wollte. Im ersten Teil bleibt dem Leser beim schonungslosen Gedankenstrom oft der Atem stocken. Der zweite Teil schildert den vergangen Tag mit zahlreichen Rückblenden und offenbart, wie verletzt und einsam Anna ist. Diese Eigenschaften spiegeln sich in ihrer Sicht der Dinge, für die die Autorin starke Worte findet. Besonders überzeugend gelingen die Szenen im Seniorenheim.

Als postmoderne Scheherazade spricht Anna auf den im Koma Liegenden ein. Ihre Geschichten sind fesselnd, aber keineswegs märchenhaft. Empfohlen für alle Büchereien und für Literaturkreise.

Rezensent: Kerstin Wohne


Personen: Weitholz, Arezu

Schlagwörter: Hamburg Popmusik Paarbeziehung

Weitholz, Arezu:
Wenn die Nacht am stillsten ist : Roman / Arezu Weitholz. - München : Antje Kunstmann, 2012. - 222 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-88897-775-6 geb. : EUR 17.95

Zugangsnummer: 0003/0840
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch