Ein Journalist verliert bei einem schweren Fahrradunfall den Geruchssinn. Sein Leben verändert sich radikal.
Rezension
Die ersten drei Kapitel sind die äußerst spannende und kompakte Zusammenfassung des Unfalls und der Bedeutung des Riechens für die eigene Identität und für die Orientierung im Leben. Anschließend erläutert der Autor den langen Leidensweg im Umgang mit diesem Defizit und die endlose Folge der Operationen. So wird das Buch zu einem packenden Kompendium über die Erfahrung mit dem Verlust einer Wahrnehmungsfähigkeit, die, solange man sie hat, unterschätzt wird. Erinnerung, Orientierung, zwischenmenschliche Beziehungen und die Libido sind maßgeblich von ihr abhängig. Kohl beschreibt das autobiographisch und poetisch zugleich. Ebenso sind seine Schilderungen des Lebens als Patient einerseits eine eher sachliche Auseinandersetzung mit den Erlebnissen und Folgen langwieriger Krankenhausaufenthalte, andererseits eine literarische Verdichtung des Erlebten.
Die Bedeutung unserer Sinne und die Folgen des Hospitalismus werden auf packende und zum Teil drastische Weise in einer für die Gegenwart charakteristischen Weise beschrieben.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Kohl, Walter
Kohl, Walter:
Wie riecht Leben? : Bericht aus einer Welt ohne Gerüche / Walter Kohl. - 1. Aufl. - Wien : Zsolnay, 2009. - 237 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-552-05475-2 geb. : EUR 19.90
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch