Smechowski, Emilia
Wir Strebermigranten
Buch

Eine Journalistin erzählt von der eigenen polnisch-deutsch angepassten Biographie mit dem Blick auf andere Immigranten.


Rezension

Migranten, die man kaum so wahrnahm: Polnische Einwanderer in den 80er/90er Jahren. "Wer irgendwie konnte, versuchte rauszukommen", so die Autorin, die fünfjährig 1988 mit ihrer Familie nach Westberlin kommt, schamvoll - wie viele damals - als Aussiedler (der polnische Opa unterschrieb "Dt. Volksliste": deshalb Nachkommen "deutsche Volkszugehörige"). Man wird zur "deutschen Vorzeigefamilie". Für die Eltern zählt nur: Anerkennung schaffen durch Leistung, alles Polnische verbergen, anpassen, Namen eindeutschen, offen nur deutsch sprechen, "Wie machen es die Deutschen?" ist das Leitmotiv. Bei der Autorin führt das mit 16 zu Abnabelung und Identitätssuche: Wie mache ich es anders als die Eltern? Trotz Aussiedlerheim sieht sie als Journalistin heute den "Premiumflüchtling"-Status damals, im Gegensatz zu Geflüchteten, die um Duldung kämpfen. Sie blickt auch auf die sich in den Jahren ändernde Einstellung gegenüber anderen Nationen, sieht Jüngere in Berlin, die stolz polnisch sprechen und andere Polen, die auch totale Anpassung lebten.

Die Themen Über-Integration mit Ehrgeiz, Blick auf andere Nationen, Selbstfindung, alles hervorragend erzählt. Altersunabhängig breit empfohlen.

Rezensent: Delia Ehrenheim-Schmidt


Personen: Smechowski, Emilia

Schlagwörter: Selbstfindung Polen Gesellschaft Migration

Smechowski, Emilia:
Wir Strebermigranten / Emilia Smechowski. - München : Hanser Berlin, 2017. - 222 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-25683-5 geb. : EUR 22.00

Zugangsnummer: 2014/4980
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Signatur: Bb Sme - Buch