Wohin geht das Gedicht?
Buch

14 internationale Vertreter der mittleren und älteren Lyriker-Generation geben Antworten auf die Titelfrage.


Rezension

Die Antworten sind ernsthaft, kurios wie die Frage, sehr unterschiedlich, auf jeden Fall anregend. Marcel Beyer z.B. entdeckt Analogien zwischen dem Handwerk eines Vogelkundlers und der Arbeit an einem Gedicht. Lutz Seiler schildert, wie ihm Gedichtmaterial begegnet, das erst nach Jahren aufschreibbar wird. Für Norbert Hummelt sollten Gedichte zu den Quellen gehen und für Les Murray wiederum lässt sich Lyrik nicht voranbringen ("sie bewegt sich seitwärts"). Ulrike Draesner wandelt die Titelfrage um in eine neue: Woher kommt das Gedicht? Charles Simic spöttelt: "Dichtung bleibt immer zuhause .. . selbst wenn sie auf stürmischen Meeren segelt, zieht die Poesie ihre Pantoffeln nicht aus." Adam Zagajewski bekennt, dass er nicht weiß, wohin das Gedicht heute geht, aber er sieht die Poesie jeden morgen aufs Neue beginnen. Roman Bucheli, Literaturredakteur der "Neuen Zürcher Zeitung" und Herausgeber der bunten Sammlung, geht in einem ausführlichen Nachwort auf alle Beiträge ein und zitiert Wallace Stevens: "A poet's words are of things that do not exist without words."

Mal locker, mal gewichtig geschrieben eignet sich der Band für Büchereien mit Lyrikbestand und für Lyrikfreunde zum Eigenbesitz.

Rezensent: Irmgard Schmidt-Wieck


Schlagwörter: Lyrik

Wohin geht das Gedicht? - Göttingen : Wallstein, 2006. - 125 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-89244-993-5 geb. : EUR 14.00

Zugangsnummer: 0002/0232
Literaturgattungen - Buch