Die Welt des Wassers wird Kasienka zur neuen Heimat in der Einsamkeit der fremden Umgebung. (ab 12) (JE) Die liebevolle Aufmachung dieses Jugendromans im kleinen Format mit Leineneinband und Lesebändchen fällt sogleich ins Auge. Außergewöhnlich ist auch das Schriftbild: Die kurzen, lyrisch anmutenden Sätze sind versartig gesetzt, was den poetischen Ton und die traurig-melancholische Stimmung dieser Geschichte einer Emigration noch unterstreicht. Mutterseelenallein, fremd und unerwünscht fühlt sich die zwölfjährige Kasienka, die mit ihrer Mutter nach Coventry zieht, um dort den Vater zu suchen, der sie vor zwei Jahren in Polen zurückgelassen hat. Hier, in diesem kalten, regnerischen Land, unter einem Himmel, grau wie eine Abdeckplane, will Kasienkas Mutter von Tür zu Tür gehen, um ihren Mann zu finden. Einen Mann, der nicht gefunden werden will, da ist sich Kasienka fast sicher. Aber der Mutter die Hoffnung zu nehmen, das bringt sie nicht übers Herz. Bedrückend ist auch die Stimmung im Klassenzimmer: Von den Schulkameradinnen gemobbt und ausgegrenzt, findet das stille Mädchen schließlich im älteren William einen Freund und Sportlerkollegen. Das Schwimmtraining ist ihr Trost und gibt ihr das Vertrauen in sich zurück: "Das Wasser ist eine eigene Welt, ein Land mit seiner eigenen Sprache, und die spreche ich fließend. [...] Draußen am Beckenrand mag ich hässlich sein, aber wenn ich in Schwimmzügen spreche, bin ich wunderschön." (S. 213) Feinfühlig und melodiös schildert Sarah Crossan Kasienkas Ankommen in der Fremde, ihre Einsamkeit und ihren inneren Zwiespalt: Zerrissen zwischen ihren getrennten Eltern, zwischen dem kleinen, braven Kind, das sich die Mutter wünscht, und der jungen Frau, zu der sie heranwächst. Irritierend war für mich das Alter der Protagonisten, da sie in ihrem Handeln reifer wirken als Zwölfjährige. Ein leises Buch für LeserInnen ab 12 und Erwachsene. *bn* Cornelia Gstöttinger

Altersempfehlung: ab 14 Jahren.

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Personen: Crossan, Sarah

Standort: St. Evergislus