Puts, Veronique
Ich hab jetzt zwei Kinderzimmer
Kinder- und Jugendbelletristik

Wie der Titel „Ich hab jetzt zwei Kinderzimmer“ bereits erahnen lässt rückt das neue Bilderbuch von Veronique Puts das Thema Scheidung in den Mittelpunkt. Bereits am Vorsatzpapier werden zwei Schlüssel mit je einem Schild, auf dem Mama und Papa steht, abgebildet. Zielgruppenliteratur, problemorientiertes Bilderbuch mit klarer Adressantenzuschreibung huscht es durch den Kopf. Zum Glück umschifft Puts all diese Klippen meisterhaft, denn sie rückt nicht mitleidsgrundierte Problemorientierung und kurzgreifende Erklärungen, sondern das betroffene Kind in den Mittelpunkt der Erzählung. Acht, so heißt die (geschlechtlich nicht markierte) kindliche Hauptfigur, weil sie am 8.8. um 8 Uhr 8 geboren wurde, erlebt nicht erst durch die Scheidung der Eltern einen Bruch in ihrer Biographie, bereits die lauten, von verbaler Gewalt durchdrungenen Streitgespräche der Eltern verändern das Kind. Es fühlt sich schuldig und zerrissen, ist wütend, versucht die Eltern zu versöhnen und schreibt an beide Elternteile Briefe, die die kindliche Not erahnen lassen. An seine neue Lebenswelt gewöhnt es sich nur langsam, zwei Zimmer, neue Freunde und Eltern, die Acht ganz für sich haben wollen. In dieser Trostlosigkeit verharrt die einfühlsame Erzählung aber nicht. Die Großeltern vermitteln Stabilität und Kontinuität im Leben des Kindes. Die Großmutter nimmt Acht die Schuldgefühle und aus dem schweigsamen Großvater spricht mehr als die Weisheit des Alters. Er sagt Acht, dass der Kummer vielleicht das ganze Leben prägen wird, doch auch etwas Gutes hat. Acht wird dadurch Verständnis und Mitgefühl für andere Menschen entwickeln können und selbst daraus Kraft schöpfen. Diese Positivität liegt dem schonungslosen, aber nicht traurigen Bilderbuch zugrunde. Besonders sind auch die collagierten Illustrationen. Puts färbt jede Seite mit einer eigenen Farbe ein, die Stimmungen markiert und den feinfühligen Text damit unterstreicht. Die gezeichneten Figuren sind zumeist übergroß und dadurch oft nur fragmentarisch ins Bild gestellt. Der Text selbst ist auch Teil des grafischen Konzeptes. Einzelne Wörter sind in den Bildhintergrund gestellt und Acht darf sich selbst, in krakeliger Kinderschrift, in die Erzählung einschreiben. Acht lernt, dass das Leben nicht immer glücklich verläuft, dass nach einer Krise der Alltag und auch das Glück aber wieder zurückkehren können, wenn auch in einer anderen Form und dass Wünsche und Träume offen sind. „Träumen darf man. Von allem.“ Auch von einer heilen Familie.


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Schweikart, Eva Puts, Veronique

Schlagwörter: Scheidung Trennung Eltern-Kind-Beziehung

Puts, Veronique:
Ich hab jetzt zwei Kinderzimmer / Veronique Puts. Aus dem Niederländ. von Eva Schweikart. - Hamburg : Ellermann im Dressler Verl., 2016. - [21] Bl. : überw. Ill. (farb.) ; 28,5 cm Uit elkaar
ISBN 978-3-7707-5504-2 fest geb. : ca. € 15,50

Zugangsnummer: 0009981001 - Barcode: 2000100278
Themen- und problemorientierte Bilderbücher - Signatur: JD.T Puts - Kinder- und Jugendbelletristik