Entwicklungs- und Flüchtlingshilfe hautnah erlebt. Kilian Kleinschmidt, 1962 in Deutschland geboren, verschlug es nach dem Ausbruch aus seiner großbürgerlichen Familie in die Pyrenäen, wo er als Aussteiger und Gelegenheitsarbeiter lebte. Nach einem Motorradtrip durch die Sahara lernte er dort 1988 Entwicklungshelfer kennen und fand dadurch seine Bestimmung. Derzeit wohnt er mit seiner Familie in Wien und ist Koordinator für das Aufnahmezentrum Traiskirchen. Das Buch lässt kaum einen Konflikt der letzten 25 Jahre aus. Der Autor berichtet von seinen ungewöhnlichen Alltagserlebnissen in Somalia, Kenia, Ceylon, Sarajevo, Pakistan und dem Kosovo. Nüchtern bemerkt er, dass es für die Hilfsorganisationen heute vor allem darum geht, dass sie als Erste vor Ort gesehen und gefilmt werden, denn mediale Wirksamkeit bedeutet höheres Spendenaufkommen und damit das Überleben von Team und Organisationen. Beim Lesen wird auch klar, dass nur Menschen mit einem großen Ego und Geltungsbedürfnis diesen Stressjob bewältigen können. Die Beziehungen und Ehen halten nicht lange und die Suche nach Adrenalin wird häufig zur Sucht. Neben der schnellen Aufzählung der Erlebnisse und der subjektiven Darstellung der politischen Hintergründe kommt es auch zu einer kritischen Beurteilung des eigenen Tuns. Kleinschmidt erwähnt etwa die Einschleusung von Agenten in die Organisationen oder die Notwendigkeit, Hilfsgüter mit den Aggressoren zu teilen, um überhaupt Hilfe für Flüchtlinge zu ermöglichen. Man fragt sich nach der Lektüre, wem denn unsere derzeitige Flüchtlingshilfe wirklich hilft. Abgekoppelt von der Politik scheint sie nur ein humanitäres Feigenblatt dafür zu sein, dass Potentaten und Waffenfirmen die Kriege der Welt weiter anheizen können.

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Personen: Kleinschmidt, Kilian

Schlagwörter: Entwicklungshilfe Flüchtlingshilfe Krisengebiet