Khider, Abbas
Palast der Miserablen Roman
Buch

„Palast der Miserablen“ beginnt in einer Zelle eines irakischen Foltergefängnisses: Dort hockt, mehr tot als lebendig und doch mit einem Hauch Hoffnung, Shams und erinnert sich: Geboren im Süden zieht er als Schulkind mit seiner Familie nach Bagdad. Sie landen im Blechviertel und begegnen dem irakischen Alltag, der von Willkür, Krieg, Embargo und Misswirtschaft bestimmt ist, als echte Überlebenskünstler mit Familienzusammenhalt, harter Arbeit, Kreativität und Stoizismus. Die Familie will dem Leben abtrotzen, was geht. Neben der Schule jobbt Shams als Lastenträger oder Limoverkäufer, irgendwann kann er einen Stand auf dem Büchermarkt übernehmen. Da hat er sein Herz schon an die Literatur verloren und wird Teil einer Gruppe, die im „Palast der Miserablen“ verbotene Bücher und Politik diskutiert. Diese Treffen sind alles für Shams. Doch trotz aller Vorsicht wird er eines Tages verhaftet und ins Gefängnis geworfen. Der irakische Autor Abbas Khider, der 1996 aus seiner Heimat floh, seit dem Jahr 2000 in Deutschland lebt und auf Deutsch schreibt, kontrastiert in seinem sprachmächtigen Roman, der auch als autobiografischer gelesen werden kann, Gefängnisgegenwart und Kindheits- und Jugendschilderungen. Stehaufmännchenmentalität und Verzweiflung liegen eng beieinander: Die Beschreibungen von Kindheit und Jugend sind lakonisch, oft warmherzig und humorvoll, obwohl die vielen Kriege und die Repressalien der Diktatur ein konstantes Hintergrundrauschen bilden – bis es sich unbarmherzig in der Vordergrund drängt: Die Szenen aus dem Gefängnis erschüttern Leser*innen bis ins Mark, und zwar gerade weil sie ohne jede Effekthascherei auskommen. Denn das, was passiert, ist schon schlimm genug.


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Personen: Khider, Abbas

Khider, Abbas:
Palast der Miserablen : Roman / Abbas Khider. - 1. Aufl. - München : Hanser, 2020. - 318 S.
ISBN 978-3-446-26565-3

Zugangsnummer: 2022/0021 - Barcode: 2-2041233-1-00009846-5
Schöne Literatur - Signatur: SL Khid - Buch