Die Rechtfertigungslehre hat in der evangelischen Theologie Unfehlbarkeitsstatus: Sie gilt als der entscheidende Durchbruch Luthers, als befreiende Erkenntnis. Heutige Theologie versucht im Regelfall, diese Erkenntnis für den modernen Menschen neu verständlich zu machen. Was aber fehlt, ist die neugierig-kritische Rück¬frage, ob die reformatorische Grundlegung auch eine sachliche Verlustseite hat. Hier setzt die Untersuchung "Brüchige Fundamente" an. Leitthese ist, dass das Gottes- und Menschenbild der Rechtfertigungslehre zutiefst einseitig ist: Der Mensch ist in seinem Gottesverhältnis absolut abhängig. Auch die Gnade ändert in diesem Denkmodell nichts an der Unfreiheit des Menschen. Der Mensch bleibt ein "Gerittener", nur dass nun Gott im Sattel sitzt - ein Modell, das Luther von Augustinus erbt und übernimmt. An Luthers frühen Disputationen und dann an seiner Schrift "Vom unfreien Willen" zeigt sich, wie die Unfreiheit des Menschen bis in die innersten Winkel konsequent gedacht wird. Selbst in seinen Reaktionsmöglichkeiten bleibt der Mensch Gott gegenüber ein gesteuertes und fremdbestimmtes Geschöpf. Es gehört zu den ungelösten Rätseln, warum diese Seite der Theologie Luthers in der modernen Rezeption weitgehend ausgeblendet bleibt. Demgegenüber trägt das Buch positiv Bausteine für eine dialogischere Verhältnisbestimmung zwischen Gott und Mensch zusammen. Wie kann menschliche Freiheit gedacht werden? Was heißt es für Gott, wenn er als interagierend mit Menschen und mit seiner Schöpfung verstanden wird? Spannende Fragen! (IBB)

---

---

Weiterführende Informationen

• Inhaltsverzeichnis

---

Serie / Reihe: Studien zur systematischen Theologie und Ethik 67

Personen: Bäder-Butschle, Ivo

Schlagwörter: Dogmatik Freiheit Luther Martin Gottesvorstellung Rechtfertigungslehre Glaubenslehre Augustinus Menschenbild Evangelische Theologie Rezeption Gotteslehre Aurelius