Klaus Holz stellt in diesem Essay die Wirksamkeit antisemitischer Argumentationsmuster ("Semantik") in unserer Gegenwart dar, in der seit 1989 die Zahl der antisemitisch motivierten Straftaten (europaweit) erheblich zugenommen hat. Dabei versteht er unter Antisemitismus eine "genuin moderne Weltanschauung mit antimoderner Stoßrichtung." Im 19. Jh. sei der Antisemitismus mit dem Nationalismus entstanden. Indem er aus gängigen Vorurteilen und neuen, vermeintlich wissenschaftlichen Erkenntnissen ein negatives Fremd- und Gegenbild des "Judentum" zum modernen Nationalstaates konstruiert habe, habe er nationale Selbstbilder gesichert. In seiner modernen Form sei der Antisemitismus ein "vom Stalinismus gereinigter antisemitischer Antizionismus"... Die hartnäckige Konstanz des Antisemitismus wurzelt in grundlegenden semantischen Mustern der antisemitischen Weltanschauung. Sie ermöglichen es, die antisemitische Semantik in sich verändernden zeitgeschichtlichen Kontexte zu reproduzieren." So würde im heutigen Antisemitismus die Semantiken des 19. Jh.s. ledigleich variiert, wie zum Beispiel im Konstrastieren rückblickend verklärter traditioneller Gesellschaftsstrukturen zu neuen bürgerlich-kapitalistischen Verhältnissen, wobei die Verluste der Modernisierung vermeintlich "jüdischen" Wesenszügen, Machtkartellen oder Verschwörungen zugeschrieben würden. Vielfach würde auch dem Judentum in Konfliktsituationen (etwa Okzident vs. Orient) die Position eines Dritten zugeschrieben, auf den die Konfliktpartner ihre Aggressionen kanalisierten würden. Einzelne Elemente dieser Weltsicht lassen sich auch mit religiösen Motiven kombinieren, können aber auch ausgesprochen antireligöse Positionen einnehmen. Empfehlenswert z.B. für Themen wie "Kirche im 3. Reich", zum Nahostkonflikt, Rechtsradikalismus.(Hs.)

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Personen: Holz, Klaus

Schlagwörter: Antisemitismus