Ist eine Wasserleiche schöner, wenn sie in Glitzer eingewickelt ist? Stirbt es sich mit einem diamantenen Halsband um den Hals schöner, als wenn man mit bloßen Händen erwürgt wird? Der moderne Irono-Krimi stellt heute Fragen, die wir uns gestern noch gar nicht haben vorstellen können. Wenn man davon ausgeht, dass jedes sonst hohle Milieu einen eigenen Krimi zu seiner Beschreibung braucht, dann macht es Tatjana Kruse sehr gut. Mit ihrer singenden Cougar-Lady Pauline Miller rollt sie alles auf, woran die Heldin andockt. Im aktuellen Fall sind im Bregenzer Gewässer Festspiele angesagt, Turandot wird gesungen und als Programmzettel gar in den Krimi gedruckt, denn Pauline Miller tritt dort als Turandot auf. Unterblubbert wird dieser Festspielvorgang freilich durch eine Wasserleiche, die auf der ersten Seite mühsam in den See gestopft wird und bei jedem Kapitel mit einem Blubb ein Stück näher an die Oberfläche tritt. An der Oberfläche haben wir alles, was um diese Festspielzeit üblich ist. Pauline Miller erzählt in Ich-Form, dass sie mittlerweile sexuell ausgesungen hat und für einen Fick jede Rolle annehmen würde. Ihre Gefühle gelten dem Hund, der an Stellen schlecken darf, die allgemein als tabu gelten. Hunde sind überhaupt neben Sängerinnen der Renner der Saison, eine sogenannte Dognapper-Bande macht das Ufer der Reichen und sexuell Ausgehungerten unsicher. Ständig werden Hunde geklaut und nach Übergabe des Lösegelds wieder freigelassen. Zwischendurch ist die Heldin schon so von seriösen Wahrnehmungen ausgemergelt, dass sie alles für eine Hundeentführung hält und der nächstbesten Gassi-Frau den Hund aus der Hand reißt. Aber dann kommt das Schicksal doch noch auf die aufgedunsene Diva zu, ihr Hund ist weg, diverse Geldübergaben unter anderem in einer Sauna scheitern, es kommt zu einem formidablen Tretbootrennen vor der Kulisse von Turandot. Und mit einem finalen Blupp taucht endlich die Wasserleiche auf, sie ist zu Lebzeiten ein Geldschwein gewesen, was alles erklärt. Genaues darf hier aus kriminaltechnischen Gründen nicht verraten werden. Tatjana Kruse erzählt routiniert, überlegt und klug austariert zwischen Augenzwinkern und Realität. Ihr Publikum dürfte ziemlich schlicht sein, dass es sich von einem Tretbootrennen beeindrucken lässt. Andererseits ist "Glitzer, Glamour, Wasserleiche" der richtige Krimi für ein Publikum, das wochenlang nichts anderes denkt, als ob an einem Tag X die Aufführung im Freien stattfinden kann oder ins Wasser fällt. Festspielbesucher haben eben immer spezielle Sorgen, die mit einem speziellen Krimi massiert und gelockert werden müssen. Helmuth Schönauer

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Personen: Kruse, Tatjana

Interessenkreis: Krimi