Schlie, Tania
Die Spur des Medaillons
Schöne Literatur

Ende der neunziger Jahre in Berlin erhält die Goldschmiedin Nina von einem Amerikaner den Auftrag, ein Medaillon aufzuarbeiten. Verblüfft stellt sie fest, dass sie das gleiche Medaillon als Erbstück ihrer früh verstorbenen Mutter hat. Neugierig geworden, fragt sie ihre Großmutter Natascha danach. Diese erzählt ihr ihre Geschichte. Geboren Anfang des 20. Jahrhundert wuchs sie in St. Petersburg auf. Ihre Eltern kamen aus Berlin und der Vater war als Brückenbauingenieur in Russland angestellt. Früh heiratete sie während des Ersten Weltkriegs Konstantin, einen 15 Jahre älteren Mann. Nach der Revolution mussten sie fliehen, erst auf eine Landgut zu ihren Schwiegereltern und dann über die Krim nach Paris. Dort etablierte sich zu dieser Zeit eine russische Gemeinschaft. Viele Flüchtlinge zog es in die französische Hauptstadt. Nur wenige realisierten, dass es keine Flucht auf Zeit war, sondern dass sie nie wieder zurück nach Russland gehen könnten. Natascha freundet sich mit der ebenfalls aus Russland stammenden Jüdin Olga an. Zusammen erlebten sie die "wilden" zwanziger Jahre in Paris. Konstantin steht dem Freiheitsdrang seiner Frau zwiespältig gegenüber. Auf der einen Seite sieht er sich als Familienoberhaupt und verbietet ihr vieles, lässt ihr aber denoch ihren Willen - solange sie ihn nicht kompromitiert. Als dann immer mehr Flüchtlinge aus Deutschland kommen, ändert sich die Stimmung in Paris. Weder die Russen noch die Deutschen haben nun ein leichtes Leben. Während einer politischen Veranstaltung lernt Natascha Mikhail, einen russischen Kommunisten, kennen. Sie verlieben sich Hals über Kopf ineinander. Sie verbringe so viel Zeit wie möglich miteinander, immer mit der Angst entdeckt zu werden. Als Mikhail von der Partei den Befehl bekommt, nach Spanien in den Bürgerkrieg zu gehen, heißt es Abschied nehmen. Das eine Medaillon schenkt er Natascha als Liebespfand, das zweite bleibt bei ihm. Zu diesem Zeitpunkt ist Natascha schon mit Nadja, Ninas Mutter, schwanger. Sie bekommt das Kind und Konstantin nimmt es als seines an, stirbt aber ein paar Jahre später. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekommt Natascha die Nachricht, dass ihre Mutter, die in Berlin lebte, verstorben sei und sie ihre Wohnung geerbt hat. Sie übersiedelt mit Nadja nach Berlin und trifft dort durch Zufall Mikhail wieder - bis er von der Partei nach Moskau versetzt wird. Parallel zu dieser Liebesgeschichte wird die Liebesgeschichte zwischen dem Amerikaner Benjamin und Nina weitererzählt. Im Laufe von Nataschas Erzählung erkennt Nina, dass der Einfluss der Vergangenheit ihrer Liebe zu Benjamin im Wege steht und sie sich davon befreien muss, um glücklich zu werden.Sehr eindrücklich wird in der Neuauflage des Romans von Tanja Schlie die Situation der russischen Flüchtlinge im Paris der zwanziger und dreißiger Jahre geschildert. Flucht und Vertreibung - Themen die gerade in heutiger Zeit wieder aktuell sind. Es wird beschrieben, wie sich die russische Enklave in Paris abkapselt und noch nach Jahrzehnten hofft, wieder zurück nach Russland zu können. Nur die, die es geschafft haben, sich mit der neuen Situation abzufinden und die das Beste daraus machen können, schaffen auch einen Neuanfang. Gleichzeitig wird deutlich, wie sich Verhaltensmuster innerhalb der Familie vererben und wie sie durchbrochen werden können. Für alle Bestände sehr empfehlenswert.


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Personen: Schlie, Tania

Interessenkreis: Liebe

SL Schlie

Schlie, Tania:
¬Die¬ Spur des Medaillons / Tania Schlie. - 1. - Hamburg : mtb, 2019. - 443 Seiten ; 19 cm
ISBN 978-3-7457-0047-3 Broschur : EUR 12.00

Zugangsnummer: 0032314001 - Barcode: 2-0000000-8-00118032-9
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