Die 1943 in Oslo als Lebensborn-Kind geborene Autorin macht sich als Erwachsene auf die Suche nach ihrer wahren Identität. (BB) Zur Züchtung "rein arischer" Menschen (groß, blond, blauäugig und wohl auch tapfer) errichtete die SS unter Heinrich Himmler in der Nazizeit "Lebensborn"-Heime, in denen von entsprechend "nordisch" aussehenden Partnern außerehelich gezeugte Kinder zur Welt gebracht wurden. Gisela Heidenreich begleitete ihre 80-jährige Mutter nach Oslo, weil diese "alles von damals" noch einmal sehen wollte, und lernte so gleichzeitig die Stadt ihrer Geburt kennen. Die Mutter verstrickte sich in Gesprächen häufig in Widersprüche. Das brachte die Tochter, die von Kindheit an mit einem Lügengebäude aufgewachsen war, endgültig dazu, der eigenen Identität nachzuspüren und die Vergangenheit der Mutter ebenso aufzudecken wie die eigene. Welche Position bekleidete die Mutter in der Nazizeit im von der Deutschen Wehrmacht besetzten Oslo? Mit welchem Mann hatte sie die Tochter wirklich gezeugt? - Tatsächlich kommt Gisela Heidenreich vielen Fakten auf die Spur, deretwegen sie als Kind Schande und Zweifel atte ertragen müssen.Rein menschlich kommt sie zu einem versöhnlichen Schluss, prangert aber denIrrsinn nationalsozialistischer Ziele als persönlich Betroffene in einer Weise an, die einem beim Lesen kalte Schauer über den Rücken jagt. Ein aufregendes Buch also, das sich wie ein Roman liest, aber alles andere als ein hypothetischer Bericht ist. Was diese - im wahrsten Sinn des Wortes - "Zeitzeugin" ohne falsche Dramatik niedergeschrieben hat, macht wohl am stärksten Menschen betroffen, die in der Nazizeit geboren wurden, oder die (wie die Rezensentin) Kinder haben, die im selben Alter wie die Autorin sind. - Ein wichtiges historisches Dokument mit einem Anhang über den Lebensborn e. V., der auch in den Nürnberger Prozessen Thema war, und der mit heute noch gängigen Klischees und großem Unwissen aufräumt. *bn* Senta Kapoun

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Personen: Heidenreich, Gisela

Schlagwörter: Besondere Schicksale