Roman über die Auswirkungen der Pathologisierung eines alltäglichen Gemütszustandes. In ihrem 300-Seiten-Werk stellt die 40-jährige dänische Autorin die Frage nach der Bedeutung von seelischem Schmerz für unser Leben. Ihr in solider Prosa geschriebener Roman spielt in der Universität Aarhus. Der Psychologiedozent Thorsten und seine Studentinnen Anna und Shadi beschäftigen sich kritisch mit einer Trauerstudie von Danish Pharma an 400 Versuchspersonen. Das passiert im September 2024, während die Chemikerin Elisabeth Nordin in den Jahren nach dem Tod ihres Sohnes eine Anti-Trauer-Pille erfindet. Damit will sie sich und der Menschheit unnötiges Leid ersparen. Spannung erzeugen sowohl diese beiden aufeinander zulaufenden Zeitebenen mit ihren Perspektivwechseln als auch die Gegensätze der handelnden Charaktere. Jede(r) von ihnen hat persönliches Leid erfahren. Die Diskussion um den Sinn, die medizinische Notwendigkeit und den Preis dafür, seelischen Schmerz durch ein nebenwirkungsbehaftetes Medikament zu neutralisieren, verläuft ambivalent. Die Psycho-Fraktion ringt ehrlich um ethische Wahrhaftigkeit, während Elisabeth einen erheblichen Empathieverlust und sogar Mord in Kauf nimmt für ihr Lebenswerk, Macht und Geld. - Das zweite Werk der schriftstellerisch begabten, intelligenten Psychologin zeichnet sich aus durch aktuelle Gesellschaftskritik auf dem Boden guter Recherche. Der Titel "Blautöne" weist hin auf die Musik der Traurigkeit, den Blues. Ein lesens- und beachtenswerter, filmreifer Roman.

---

---

Weiterführende Informationen

• Rezension

Personen: Bomann, Anne Cathrine