Richard von Schirach wuchs ohne Vater auf. Der saß, während er in Bayern die Schulbank drückte, als Kriegsverbrecher in Berlin-Spandau. Zwanzig Jahre lang. "Es war eine Vaterbeziehung" schreibt der Sohn Baldur von Schirachs, des Reichsstatthalters von Wien, "die nur auf Briefen und den spärlichen Besuchen beruhte, die, wenn es hochkam, sechzig Minuten im Jahr ausmachten:" Und dennoch: Richard und seine Geschwister "waren von diesen Briefen abhängig und nannten sie 'Vaterspeise'. Mit dem Entrückten, Einsamen gut zu stehen und sich aufgehoben zu fühlen überstieg alles". Auch die Mutter, die später ihre Kinder ohnehin verlassen und ihr Glück ohne die Kinder mit einem neuen Mann suchen wird, wurde, als Richard drei und seine Geschwister gerade einmal sieben, zehn und zwölf Jahre alt waren, während eines Einkaufs von der Straße weg verhaftet. Die Kinder geraten in die Fänge einer staatlichen Fürsorgerin, die ihre sadistischen Triebe vorzugsweise an dem vierjährigen Richard auslebt. Keine leichte Kindheit also, ganz unabhängig von dem braunen Schatten des Vaters... Als Baldur von Schirach aus der Haft entlassen wird, folgt wegen ihrer nicht in Deckung zu bringenden Anschauungen über die generelle wie individuelle Schuldfrage schon bald der Bruch zwischen Vater und Sohn. Letzterer hat sich mit diesem Buch Klarheit zu verschaffen gesucht über sein Leben. Und wir müssen ihm danken, dass er uns daran teilhaben lässt. Denn Der Schatten meines Vaters ist weit mehr als eine Autobiografie. Das Buch ist ein ebenso bewegendes wie in Teilen sehr lehrreiches Zeitzeugnis erster Güte. -- Hasso Greb
Personen: Schirach, Richard von
D 910 Schirach
Schirach, Richard von:
¬Der Schatten meines Vaters. - 2., Aufl. - München : Deutscher Taschenbuch Verlag, 2011. - 379 S. : Fotos
ISBN 978-3-423-34685-6
D 910 - Buch