Scharsach, Hans-Henning
Die Ärzte der Nazis Mit einem Vorwort von Teddy Kollek
Sachbuch

Beklemmendes Sachbuch über die Mediziner im Dritten Reich. In 14 größeren und vielen kleineren, schlagwortartig überschriebenen, eng umrissenen Kapiteln lässt der "News"-Journalist die gründlich recherchierten und chronologisch aufgefächerten Fakten zum Thema Ärzte im Nationalsozialismus für sich eine eindeutige, Bestürzung hervorrufende Sprache sprechen. Vor dem NS-politischen, militärischen und rassistischen Hintergrund sind es zuvorderst die Ärzte, die im Dritten Reich menschliches Leben zerstören und für tödliche "Versuchszwecke" unter dem Deckmantel der Medizin ausbeuten. Doch der Eid des Hippokrates wurde nicht plötzlich mit der Machtübernahme der Nazis gewissenlos über Bord geworfen. Wenig bekannt ist, dass jüdische Ärzte schon lange vor dem Boykott ihrer Praxen und dem "Willkürparagraphen", der ihren Ausschluss aus Verbänden und Universitäten bestimmte, ihren antisemitischen Kollegen ein Dorn im Auge waren. Geraume Zeit vor Hitlers eigenen Bestrebungen zur Konfiguration der Herrenrasse, hetzten die selbstbeweihräuchernden "arischen" Ärzte gegen ihre Konkurrenten und gegen "unwertes Leben" für den Erhalt der Volkskraft, für die Ideologie und die Karriere. So waren Ärzte und Vertreter rassenhygienischer Konzepte der Medizinwissenschaft als Vordenker, Ideologen und Umsetzer die Wegbereiter des Genozids. Interessens-Partner fanden sie in der Justiz, den (technischen) Wissenschaften und der Wirtschaft. Die Exekutoren führten ein Doppelleben. Zuhause treusorgende Familienväter, verwandelten sie sich in Krankenhäusern, KZs oder anderen Stätten der "Ausmerze" buchstäblich in Bestien in Menschengestalt. In zahlreichen schockierenden Fallbeispielen unterschiedlichster, an übelkeitserregender Perversion kaum zu überbietenden Tötungsmethoden (Transplantationen, Seuchen etc.) gesellten sich zum "medizinischen Interesse" politisches und militärisches Kalkül. Die Luftwaffe war beispielsweise an Ergebnissen von Experimenten interessiert, in denen Menschen, den sicheren Tod vor Augen, stark divergierendem Luftdruck ausgesetzt wurden. Widerstand demonstrierende Mediziner gab es, jedoch stark unterrepräsentiert. Manche Kapitel des in gleichem Maße bestürzt und wütend machenden Sachbuchs beschließen Namensregister einschlägig tätiger Ärzte, Politiker und Widerstandskämpfer. Bei dem Ansturm von Fakten ist eventuell nicht zu vermeiden, dass man das Buch zeitweise weglegen muss.


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Personen: Scharsach, Hans-Henning Kollek, Teddy

Standort: Bibliothek

Schlagwörter: Nationalsozialismus Medizin Drittes Reich Genozid Medizingeschichte

GS Scha

Scharsach, Hans-Henning:
¬Die¬ Ärzte der Nazis : Mit einem Vorwort von Teddy Kollek / Hans-Henning Scharsach. - Wien : Orac, 2000. - 256 S.
ISBN 978-3-7015-0429-9 fest geb. : ca. EUR 21,10

Zugangsnummer: 0009998001
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