Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/); Autor: Ludwig Breuer; Annotation: Der Klassiker Der Herr Karl in einem Comic neu aufgelegt. Herr Karl erzählt von seinem opportunistischen und egozentrischen Leben in der Zeit vom Ende des ersten Weltkriegs bis zum Ende der Besatzungszeit in den 1950er Jahren in Österreich. Durch die Comicadaption wird auf der Bildebene das minimale Setting des Originalstücks um weitere Interpretationsräume ergänzt. Rezension: Naja ma hat ja von was leben müssen se kenntn lerna von mir den Lebenskampf, wia mir ihn ham führn müssen! Herr Karls Lebenskampf hat nun seinen Weg in ein neues Medium gefunden und spricht in diesem einer opportunistischen österreichischen vox populi aus der Seele. Das kabarettistische Theaterstück von Carl Merz und Helmut Qualtinger hinterlässt auch im Comic von Christian Qualtinger und Reinhard Trinkler einen bedrückenden Nachgeschmack, selbst wenn Herr Karl nun seinen beengenden Keller verlassen darf, der symbolisch für die Beschränktheit seiner Ansichten steht. Herr Karl erzählt nicht mehr nur in Worten einem jüngeren Menschen, dem/der Rezipierenden des Comics, von seinem eigennützigen Leben in Wien in der Zeit vom Ende des ersten Weltkrieges bis zum Ende der Besatzungszeit. Die Bildebene ergänzt die Geschichte um perspektivisch geschickt gestaltete Momentaufnahmen. Wiederum wird nur gezeigt, was Herr Karl wahrnimmt, und somit seine Weltanschauung auf die Bühne gebracht. So wird auch die Kolorierung nur pointiert eingesetzt, um vielleicht zu zeigen, was Herrn Karl besonders deutlich in Erinnerung geblieben ist: sein erster Job, der rote Kopf des versoffenen Wirts, Hitlers blaue Augen, Herrn Karls Gemeindebau und so weiter. Genau diese bildlichen Ergänzungen machen die Qualität des Comics aus, wobei der Fokus immer noch auf Herrn Karl und somit auf der im Vergleich zum Original wenig gekürzten Textebene liegt. Somit erscheinen zwar auf den ersten Blick die medialen Möglichkeiten nicht völlig genutzt, aber in der eingehenden Beschäftigung als sehr gelungen: Qualtinger und Trinkler schaffen es, ein Ein-Personen-Stück, das kaum mit Requisiten und wenig Raum ausgestattet ist, spannend in ein Medium zu transponieren, das darauf angewiesen ist, viele Dinge zu zeigen bzw. auf sie zu verweisen. Ein immer noch aktuelles und wichtiges Werk wird damit nicht nur einem neuen Publikum näher gebracht, sondern gewinnt auf der Bildebene an Bedeutungs- und Interpretationsräumen.

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Rezension

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Personen: Qualtinger, Christian Merz, Carl Qualtinger, Helmut Trinkler, Reinhard ª

Schlagwörter: Nationalsozialismus Ständestaat graphic novel