Ein kritischer Blick hinter die Kulissen einer US-Kleinstadt. (DR) Die Golden Gate Bridge in San Francisco ist nicht nur ein beliebtes Fotomotiv, sondern auch jener "gefährlichste Ort der Welt", an dem Menschen ihrem Leben bevorzugt ein Ende setzen wollen. So auch der erst 13-jährige Tristan Bloch: Er radelt eines sonnigen Junimorgens zur Brücke und springt mit "einem letzten Gedanken an seine Mutter", aber "ohne jeden Schmerz, ohne jede Traurigkeit" in die Tiefe. "Wie konnte das passieren?", noch dazu in Mill Valley, jener US-Kleinstadt, in der es sich doch angeblich so gut leben lässt, fragen sich die dort ansässigen reichen Eltern, nicht ahnend, dass ihr materieller Reichtum zur Wohlstandsverwahrlosung ihrer Zöglinge geführt hat. Denn die Jugendlichen, denen wir im Umfeld von Tristans Freitod begegnen, entpuppen sich gleichzeitig als Opfer und Täter: Aufgewachsen ohne elterliche Liebe und ohne ernst gemeinten Zuspruch, besteht ihr Alltag ohne Aussicht, ihrem Leben je einen echten Sinn geben zu können, aus den bekannten Ersatzbeschäftigungen Party, Sex und Drogen. Die Erlebnisse und damit verbundenen Entgleisungen teilen sie sofort und ungefiltert via Social Media mit der Welt, was diese mit entsprechenden Kommentaren honoriert. So war Tristan in eine Mobbing-Intrige geraten, die mit der Verzweiflungstat endete. Äußerst kritisch blickt Johnson hinter die Kulissen einer Gesellschaft, die nur mehr die materielle Ebene kennt und sich so nicht anders zu helfen weiß, als die Golden Gate Bridge 2014 mit Fangnetzen auszustatten.

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Personen: Razum, Kathrin Johnson, Lindsey Lee

Schlagwörter: Cybermobbing Wohlstandsverwahrlosung