Hochleitner, Verena
Die 3 Räuberinnen
Buch

„Nicht weit von hier. Gleich um die Ecke. Falls man das so sagen kann, weil der Wald genau genommen immer woanders ist. Am ehesten findet ihr ihn dort, wo ihr ihn am wenigsten vermutet.“ Besagter Wald, von dem Verena Hochleitner in ihrem Kinderbuch erzählt, ist Handlungsort und Gedankenspiel zugleich. Mal ein klein wenig Großstadt-Dschungel, wenn die breit grinsende, sprechende Katze versucht, die Kinder über die vierspurige Straße zu locken; mal stilles Idyll, auf dessen Lichtungen es sich wunderbar pausieren lässt (und auf denen es nur ab und an ein ganz klein wenig spukt); mal ein Mehrfamilienhaus mit kauzigen Nachbarn und schrägen Bewohnerinnen, einem grantigen Hauswart und sieben unsichtbaren Neffen. Eben dieser Wald ist einen ganzen Tag lang das Revier von Maja, Bruno und Kaspar – den drei Räuber*innen, die fortan Wanja, Bronski und Kaspar genannt werden wollen und auf ihrem Raubzug so allerhand erleben: Kindheitsabenteuer, die mit Playstation, Spider-Man, dem handysüchtigen Herrn Wischfinger und Gender-Diskussion (Wanda will aus der Bande aussteigen, weil immer alle nur von Räubern sprechen) im Hier und Jetzt angesiedelt sind, die in der Ausgestaltung des kindlichen Spiels und der Wahrnehmung jedoch an Bullerbü-Zeiten erinnern. Zusammen mit den kinderliterarischen Reminiszenzen, die sich im Text verstecken, und den humorvollen Bildern von Verena Hochleitner ergibt sich so ein unterhaltsames Potpourri an Räuberabenteuern zum Vor- und Selberlesen. Die imaginierten Räubereien sind bei Hochleitner alles andere als gefährlich oder niederträchtig. Schnell stellt sich heraus, dass sich der Raubzug der drei Kinder – ganz im Sinne Tomi Ungerers berühmter Räubergeschichte – harmlos, mitunter sogar ein wenig naiv gestaltet: die geraubten Prospekte verteilen Wanja, Bronski und Kaspar pflichtbewusst auf den Fußmatten, Frau Wehinger wird gesund gepflegt und die Beute aus Herrn Wischfingers Wohnung wird an „exakt dieselben Orte zurück[gelegt], von wo sie sie genommen hatten. Wenn einer gar nicht mitbekam, mit wem er es zu tun hatte, konnte einem die beste Räuberinnenlaube vergehen.“ So kommt in der humorigen Geschichte niemand zu Schaden und die Leser*innen, die sich auf diese kindliche Logik sowie die fantastischen Elemente einlassen, die Hochleitner immer wieder in Text und Bild einwebt, werden gut unterhalten. ÖKJB-Preis 2020: Im Wald, da sind die Räuber! Wald kann in dieser heiteren Hommage an spielerischen Einfallsreichtum auch ein Stiegenhaus sein, das die 3 jungen Räuberinnen Wanda, Bronski und Kaspar unsicher machen. Entgegen aller Planungen verbreiten ihre Beutezüge jedoch bei den Nachbarn keinen Schrecken, sondern enden meist in guten Taten. Leicht und fröhlich balanciert das farbstarke, üppig bebilderte Kinderbuch zwischen Realität und Fantasie.


Dieses Medium ist voraussichtlich bis zum 29.04.2024 ausgeliehen. Gerne können Sie es vormerken.

Personen: Hochleitner, Verena

Hochleitner, Verena:
¬Die¬ 3 Räuberinnen / Verena Hochleitner. - Innsbruck-Wien : Tyrolia-Verlag, 2019. - 128 S. : Ill.
ISBN 978-3-7022-3802-5 fest geb. : ca. € 16,95

Zugangsnummer: 2022/0224 - Barcode: 00008424
Leseanfänger - Signatur: JLA Hochl - Buch