In der frühen Bundesrepublik wurden ca. 50.000 schwule Männer wegen homosexueller Handlungen und Verstoß gegen das Sittengesetz zu Gefängnis- und Zuchthausstrafen verurteilt. Der von den Nationalsozialisten verschärfte § 175 Strafgesetzbuch wurde weiter gnadenlos angewendet. Alle schwulen Männer lebten auch nach 1945 in ständiger Angst vor Strafverfolgung und Denunziation. Schon eine erotisch gefärbte Annäherung konnte zu einem Straf verfahren führen. Razzien an Homosexuellen-Treffpunkten waren an der Tagesordnung und schüchterten auch lesbische Frauen ein. Der Paragraf 175 bedrohte schwule Männer im Kern ihrer Persönlichkeit, der sexuellen Identität. Er zerstörte Existenzen und trieb nicht wenige in den Suizid. Es ist ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte, dass die Betroffenen bis heute nicht rehabilitiert wurden. Während die nationalsozialistischen Verurteilungen nach § 175 und § 175 a(4) mit der Novelle zum Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischen Unrechts im Jahr 2002 für nichtig erklärt wurden und die Betroffenen einen Anspruch auf Entschädigung erhielten, gibt es für die nach 1945 auf Grundlage der selben Strafrechtsparagrafen Verurteilten und mit ähnlicher Schärfe Verfolgten bis heute keine Rehabilitierung. Das Land Berlin hat deshalb die Initiative ergriffen, um dies Unrecht, das gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstieß, wieder gut zu machen.

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Serie / Reihe: Dokumente lesbisch-schwuler Emanzipation 28

Personen: Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskrimi

Schlagwörter: Deutschland Recht Homosexualität BRD Rehabilitierung