Poschmann, Marion
Die Kieferninseln Roman
Buch

Ein Mann sucht sich selbst auf einer ungewöhnlichen Reise durch Japan. (DR) Alles hätte auch ganz anders kommen können. Doch Gilbert Silvester träumt eines Nachts, dass seine Frau Mathilda ihn betrügt. Obwohl es dafür überhaupt keine realen Anzeichen gibt, stürzt sich Gilbert in ein unaufhaltsames Gedankenkino, das ihm schließlich klarmacht, dass er mit dieser Frau nicht mehr zusammen sein kann. Völlig spontan packt er ein paar Sachen und bucht den erstbesten Langstreckenflug. Die Reise führt ihn nach Tokyo. Noch am Flughafen kauft er sich ein paar Bücher, darunter die Reisebeschreibungen des klassischen Dichters Basho. Er checkt mehrmals sein Handy, aber es gibt keine Nachricht von seiner Frau. In seiner durch den Traum manipulierten Phantasie deutet er dieses vermeintliche Schweigen als Bestätigung von Mathildas Untreue. Gilbert quartiert sich in einem Hotel ein und macht erste Spaziergänge durch Tokyo. Eher zufällig kann er den jungen Mann Yosa von einem geplanten Selbstmord abbringen und nimmt ihn zur Sicherheit mit ins Hotel. In der Folge unternimmt er mit Yosa gemeinsam eine Reise zu den Orten, die laut Beschreibung für einen Selbstmord am geeignetsten sind, immer jedoch mit dem Ziel, die wahre Kraft durch den Mond über den Kieferninseln zu erleben. Poschmann erzählt mit ruhiger, fast zarter Sprache, die über weite Strecken auch gutmütige Ironie zeigt. Die Absurdität von Gilberts Reise und die ungewöhnlichen Orte, die Yosa für seinen Selbstmord aufsucht, entbehren nicht einer gewissen Komik. Obwohl Gilbert den jungen Mann vom Selbstmord abhalten will, verwundert ihn dessen erfolgloses Leben nicht, da dieser ziemlich ungeschickt ist. Je weiter die Reise auf den Pfaden des Dichters Basho voranschreitet, umso mehr nähert sich Gilbert emotional wieder an Mathilda an. Die Sprache der Autorin wird in dieser Phase poetischer und reicher an Metaphern. Es bleibt offen, ob Gilbert all das wirklich erlebt hat und ob Yosa vielleicht sein Alter Ego ist. Letztlich ist dies aber nicht von Belang. Es ist die Reise, die das Buch ausmacht, nicht das Ziel. Ein sehr ansprechender Roman mit großer kultureller Authentizität. Der einzige Minuspunkt ist für mich die Verwendung der alten Rechtschreibung. Insgesamt sehr empfehlenswert. *bn* Uschi Pirker


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Personen: Poschmann, Marion

Poschmann, Marion:
¬Die¬ Kieferninseln : Roman / Marion Poschmann. - Berlin : Suhrkamp, 2017. - 164 S.
ISBN 978-3-518-42760-6 fest geb. : ca. ? 20,60

Zugangsnummer: 2019/0485 - Barcode: 2-1180050-5-00000532-6
Schöne Literatur - Signatur: Posch - Buch