Österreichisches Lesebuch
Buch

Immer wieder wird darüber gerätselt, was denn das spezifisch Österreichische an der österreichischen Literatur sei. In der Fragestellung mag die Antwort auch schon enthalten sein: Die Suche nach der österreichischen Identität macht einen beträchtlichen Teil derselben aus. Autoren reagieren auf die besonderen sozialen und politischen Gegebenheiten ihres Landes. Sei es das Ende der k. u. k. Monarchie, sei es der "Anschluss" an Nazideutschland -- geschichtliche Ereignisse und ihre bleibenden Spuren in der Gesellschaft schreiben sich auch in die heimische Literatur ein. Von ihren besten Vertretern wird abseits gängiger Österreich-Klischees ein tiefer gehendes und daher auch beunruhigendes Bild des Landes und seiner Menschen gezeichnet. Es befindet sich "Sprengstoff in der Sachertorte", wie es der Herausgeber im Vorwort formuliert.

Der Feuilletonist und Literaturkritiker Anton Thuswaldner gilt als profunder Kenner der österreichischen Literatur. Mit dem Österreichischen Lesebuch legt er eine bewusst subjektive Auswahl kürzerer Prosatexte vor, die sich zeitlich über das ganze 20. Jahrhundert erstreckt und berühmte Autoren ebenso berücksichtigt wie weniger bekannte. Von literarischen Größen des alten Österreichs wie Karl Kraus, Arthur Schnitzler, Robert Musil über Spracherneuerer wie Ingeborg Bachmann, Kräftner, Hans Carl Artmann bis zu heutigen Protagonisten wie Elfriede Jelinek, Christoph Ransmayer und Marlene Streeruwitz reicht der weit gespannte Bogen. Insgesamt bilden die 46 Texte einen ergiebigen Querschnitt durch die erzählerische Literatur des Landes.

Das Lesebuch ist in drei Abschnitte gegliedert, die große österreichische Themenkreise widerspiegeln: das Spannungsfeld zwischen Anpassung und Widerstand, den durch Freud geschulten Blick nach innen und die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Eine Anthologie kann natürlich nicht alle Dimensionen österreichischer Literatur oder der Werke einzelner Autoren vermitteln, dafür aber einen schnellen Überblick verschaffen, der Lust auf mehr macht. So dürfte es auch schwierig sein, das Österreichische Lesebuch aus der Hand zu legen, ohne den einen oder anderen (wieder) entdeckten Autor geistig bereits zur weiterführenden Lektüre vorgemerkt zu haben. [Quelle: Amazon Rezension von Mathis Zojer]


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Thuswaldner, Anton

Standort: Lyrik

Interessenkreis: Lyrik

Oes

Österreichisches Lesebuch / herausgegeben von Anton Thuswaldner. - Ungekürzte Taschenbuchausgabe, 1. Auflage. - München : Piper Verlag GmbH, 2003. - 391 Seiten
ISBN 978-3-492-23745-1 kartoniert : EUR 5,00

Zugangsnummer: 2020/0398 - Barcode: 2-3020002-7-00031339-1
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