Heuberger, Georg
Ostend Blick in ein jüdisches Viertel
Buch

Das Frankfurter "Ostend" entwickelte sich östlich der Wallanlagen auf Garten- und Feldgelände. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entstand hier ein Wohngebiet für Angehörige der Mittelschicht, die von Handel, Kleingewerbe und Handwerk lebten.

Nach der Öffnung des Frankfurter Ghettos um 1800 war ein Großteil der jüdischen Bevölkerung bevorzugt in das Ostend gezogen. Viele Familien blieben in räumlicher Nähe zu bestehenden religiösen und sozialen Einrichtungen, koscheren Geschäften und der jüdischen Nachbarschaft. Ab 1850 entstanden auch neue Bauten der Jüdischen Gemeinde und der neu gegründeten IRG. Um 1895 war knapp die Hälfte der Ostend-Bewohner jüdisch.

Unter nationalsozialistischer Herrschaft wurde jüdisches Leben systematisch zerstört. Ab 1938 zwang die Stadtverwaltung in Frankfurt verbliebene oder zugezogene Juden zwangsweise in "Judenhäuser", die zuletzt meist im Ostend lagen. Ab Oktober 1941 wurden jüdische Frauen, Männer und Kinder gewaltsam zur Großmarkthalle gebracht und von dort in die von den Nationalsozialisten errichteten Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Nur sehr wenige Menschen überlebten die Schoa.

Während des November-Pogroms 1938 steckten Nationalsozialisten auch die Synagoge an der Friedberger Anlage in Brand, seinerzeit die größte Synagoge Frankfurts. Erzwungen und unter Wert musste die Jüdische Gemeinde das Grundstück an der Friedberger Anlage veräußern. Die Stadtverwaltung ließ die Mauern abgetragen. Auf den Fundamenten errichtete sie 1942/43 den Hochbunker.

Das martialische Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg blieb erhalten und ist in seiner Umgebung bis heute ein Fremdkörper, ein "Merkzeichen für die Gewalt, das Leid und den Schrecken" wie es Salomon Korn, Architekt und Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde einmal bezeichnete.

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Personen: Heuberger, Georg Krohn, Helga BENZ, ERNST

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Interessenkreis: Historiker

Ffm/Jud 09

Heuberger, Georg:
Ostend : Blick in ein jüdisches Viertel. - 1. Auflage. - Frankfurt am Main : Societäts-Verlag, 2000. - 238 Seiten : Fotos
ISBN 978-3-7973-0742-2 kartoniert : 7,50 EUR

Zugangsnummer: 0003/6216 - Barcode: 00058531
Frankfurt am Main - Jüdisches Leben in Frankfurt - Buch