Malcontenta - eine Renaissance-Villa vor Venedig als Ort, in dem sich die Schicksale dreier Männer kreuzen, die von dem Wunsch beseelt sind, Kunst und Leben zu verbinden. (DR) 2012: Said, ein junger Mann aus Libyen, landet nach der gefährlichen Überfahrt in einem Schlauchboot auf Lampedusa und schlägt sich zusammen mit seiner Gefährtin nach Oberitalien durch. 1913: Bertie, Sohn eines Bankiers, lernt in Paris den kunstsinnigen Lebemann Paul kennen und wird von ihm in die Welt der Bohémiens eingeführt. 1560: Der Maler Giovanni Battista Franco wird beauftragt, den Palazzo der Familie Foscari mit Fresken auszustatten. Für alle drei Männer wird diese Villa in einem kritischen Abschnitt ihres Lebens Zufluchtsort und Wendepunkt. Abgesehen davon, dass sie in verschiedenen Epochen und Ländern aufgewachsen sind, könnte auch ihr soziales Umfeld unterschiedlicher nicht sein. Der Bankierssohn Bertie braucht sich nicht um seinen Lebensunterhalt zu kümmern und kann sich ganz seinen Neigungen hingeben. Er verkehrt mit den großen Künstlern der Jahrhundertwende und träumt davon, selbst einer zu werden. Seine Sehnsucht nach einem sinnvollen Leben wird immer größer. Er erwirbt in Malcontenta die Villa Foscari, lässt sie renovieren und versucht, eine Art philosophischen Zirkel zu etablieren. Said verschlägt es nach gefährlichen und demütigenden Erlebnissen ebenfalls nach Malcontenta, wo er Arbeit als Gärtner findet. Er ist es auch, der in einer Mauernische ein Buch aus dem 16. Jahrhundert entdeckt. Dieses enthält die Lebensgeschichte des Malers, der damals die Fresken in dem Palazzo gestaltete. Felix Kucher hat einen reizvollen und originellen Weg gewählt, um das Bestreben, Kunst und Leben in Einklang zu bringen, am Beispiel dreier Männer aus ganz unterschiedlichem Milieu zu illustrieren. Die Schilderung des Flüchtlings Said ist das beeindruckende Porträt eines jungen Mannes, der sein Leben nicht nur materiell verbessern, sondern auch sinnvoll gestalten möchte. Weniger überzeugend ist dem Autor die Zeichnung Berties gelungen. Der Dandy bleibt etwas blass und auch die Aufbruchsstimmung der beginnenden Moderne erschöpft sich allzu oft in einem Who's who der Pariser Schickeria. Trotz dieses Einwands: Ein anregendes und spannendes Buch, das allen Bibliotheken empfohlen werden kann. *bn* Ingrid Kainzner

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Personen: Kucher, Felix