Das Leben der Familie Rothschild im 19. Jh. aus der Sicht der Baronin. (DR) 1889 stirbt Baronin Betty de Rothschild, die Grande Dame des französischen Zweigs der Bankiersfamilie. Gemäß ihres Wunsches wird das Testament in einem Raum ihres Palais in Paris geöffnet, in dem ihr von Ingres gemaltes Porträt hängt, auf dem sie als 40-Jährige dargestellt ist. Was keiner der Anwesenden ahnt: Bettys Geist lebt in dem Bild, sodass sie alles, was in diesem Raum geschieht, miterleben kann. Gleichzeitig schweifen ihre Gedanken zurück bis in ihre Jugend, ins Ghetto in Frankfurt und zu den Judenressentiments in Wien, in eine Zeit, bevor sie den reichsten Bankier seiner Zeit heiratet und mit ihrer Familie in Paris lebt. An seiner Seite entwickelt sich Betty zur Mäzenatin der Kunst, Maler und Dichter stehen ihr nahe und sie erlebt die Umwälzungen des 19. Jhs. mit, wie beispielsweise die Julirevolution, den Eisenbahnbau und die Besetzung Frankreichs durch Bismarck. Jetzt, nach ihrem Tod, kann sie versteckt in ihrem Porträt zwar nichts mehr aktiv bewirken, beobachtet jedoch die fundamentalen Veränderungen für die Welt und für ihre Familie im 20. Jh. anhand der Odyssee ihres eigenen Porträts. Der Autor hat eine ungewöhnliche Sichtweise auf die Dynastie der französischen Rothschilds gewählt, der Leser erhält nicht nur Einblick in das Leben der High Society der Belle Epoque, sondern auch in eine jüdische Familie jener Zeit, obwohl man sich ein wenig mehr Persönliches erwarten würde. - Für Interessierte empfehlenswert. *bn* Hertwiga Kröss

Personen: Assouline, Pierre Ueberle-Pfaff, Maja