Kreslehner, Gabi
Das Regenmädchen Kriminalroman
Buch

Gelungener Krimiauftakt der oberösterreichischen Autorin. (DR) Ein Krimiplot und der sinnlich-poetische Erzählton einer Gabi Kreslehner - passt das zusammen? Ja, sehr wohl, wie Kreslehners erster Krimi um die toughe Kommissarin Franza Oberwieser, 40 plus und ganz von ihrem Beruf vereinnahmt, beweist. Franza und ihr Kollege Herz werden zu einem ungewöhnlichen Tatort gerufen: Eine hübsche junge Frau wurde auf der Autobahn in der Nähe einer Raststation überfahren, ihre Verletzungen und die Schilderung des Unfalllenkers lassen auf ein Verbrechen schließen. Schon früh sei das Opfer, Marie Gleichenbach, von zuhause ausgezogen, habe in verschiedenen Sozialeinrichtungen gewohnt, immer habe sie ein Hauch von Traurigkeit und Einsamkeit, aber auch Freiheitsdrang und Unabhängigkeit umgeben, erfährt Franza bei ihren Ermittlungen. Und verliebt sei sie gewesen. Eingeschobene Rückblenden verraten mehr über Marie, nach und nach tun sich Abgründe im Leben der Toten auf. Tiefe Abgründe, Verletzungen, die weit in der Kindheit zurückliegen und wohl ausschlaggebend für Maries unstetes Leben waren: sexueller Missbrauch, Selbstverletzung durch Ritzen, Prostitution. Kreslehner gewährt dem privaten Beziehungschaos ihrer Ermittler breiten Raum. Vorrangig ist ihr das Ausloten der Beziehungen ihrer Figuren zueinander, nicht die Krimispannung. Franza, die ansonsten eiskalte Ermittlerin, gerät bei diesem Fall an ihre Grenzen: Immer wieder sind da die Zweifel, wie lange sich dieser Arbeitsalltag noch bewältigen lässt. Sie ist ausgelaugt, am Ende ihrer Kräfte und möchte manchmal einfach nur verschwinden, sehnt sich weg von diesen ungeklärten Todesfällen, die sich ihr ins Hirn krallen, sich einnisten. Auch ihr Privatleben wird übel durcheinandergeworfen: Die Ehe hat tiefe Risse bekommen und widerstrebend muss sie feststellen, dass sie beginnt, ernste Gefühle für ihren Liebhaber zu entwickeln. Und dann kommt Franza auch noch dahinter, dass ihr Sohn Ben das Mordopfer kannte. Ben, der seither verschwunden ist. Kreslehner entwirft in ihrem gelungenen Krimiauftakt gekonnt und gewohnt feinsinnig Psychogramme verletzter, verzweifelter Menschen. Ein wenig Kürzung hätte der Krimi vermutlich vertragen, gar oft steht Franzas Gefühls- und Hormonhaushalt im Mittelpunkt. Alles in allem aber fesselnder Lesestoff, der einen schon gespannt auf weitere Fälle warten lässt. *bn* Cornelia Gstöttinger

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Personen: Kreslehner, Gabi

Kreslehner, Gabi:
¬Das¬ Regenmädchen : Kriminalroman / Gabi Kreslehner. - Berlin : Ullstein, 2011. - 295 S.
ISBN 978-3-550-08860-5 fest geb. : ca. ? 18,50

Zugangsnummer: 2022/1953
Romane, Erzählungen und Novellen - Signatur: DR Kresl - Buch