Brünn, 1952: Was als Rache an der Geheimpolizei für den Tod der Schwester begann, gerät außer Kontrolle - ein Roman zur tschechischen Vergangenheitsbewältigung. (DR) Innerhalb von nur zehn Jahren muss sich der Brünner Architekt Kamil Modrácek zum zweiten Mal erpressen lassen: Um seine Schwester zu retten, wurde er vom deutschen SS-Gruppenführer gezwungen, eine Villa in Hakenkreuzform zu bauen. In den Zeiten des stalinistischen Terrors will er sie wieder aus der Haft befreien, doch sie stirbt während eines Verhörs. Vor dem Hintergrund des kargen Lebens und der täglichen Bespitzelung in der Tschechoslowakei der 1950er Jahre entwickelt er gegen einen Geheimpolizisten einen anfangs nur symbolischen Rachefeldzug, der zunehmend unkontrollierbar wird. Die kommunistische Polizei - von gegenseitiger Beschattung geschwächt - dingt einen Privatdetektiv mit bürgerlicher Vergangenheit. Zwei überraschende Entdeckungen, eine Erzählung von Vladimir Nabokov und ausgedehnte unterirdische Gewölbe unter dem Haus des Architekten, lassen das Buch über rührende Geschwisterliebe zu einem spannenden historischen Kriminalfall werden. Jirí Kratochvil, geboren 1940 und von 1968 bis 1989 mit Publikationsverbot belegt, verflicht die Geschichte des 20. Jahrhunderts mit politisch argloser Grundhaltung der Protagonisten, schwarzem Humor und einem stilsicheren Spiel zwischen literarischer Fiktion und ideologisch aufgeladener Wirklichkeit. *bn* Wolfgang Moser

Personen: Hansen-Löve, Julia Kratochvil, Jiri Rothmeier, Christa