"Wo ist mein Gehirn? Ist es wirklich unter dem Hut?" - Arno Geigers Bericht vom Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit bei seinem Vater. (TD.B) Von den Geschehnissen her bleibt Arno Geigers Bericht vom Ausbruch und Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit bei seinem eigenen Vater ebenso unspektakulär wie die damit verbundenen Einblicke in Autobiografisches und die Chronik einer Vorarlberger Familie. An Tiefe gewinnt der Text auch nicht durch den Versuch des Autors, die Krankheit als symptomatisch für ein chaotisches Zeitalter darzustellen, sondern erst durch die berührenden Dialoge zwischen Vater und Sohn, in denen August Geiger dem zunehmenden Unvermögen seines Geistes mit einer "privaten Logik" begegnet, die nicht nur mit Sprache spielt, sondern oftmals poetische Züge annimmt. Darüber, ob der gefragte Interpret Matthias Brandt der Herausforderung der Vorlage und ihrer beiden Hauptrollen in der Hörbuchfassung vollkommen gerecht wird, mag man geteilter Meinung sein. Durchaus überzeugend etwa, wie er als Sohn dem Vater mit Geduld und Einfühlungsvermögen begegnet. Aber kann es sein, dass zehn lange Jahre hindurch kein einziges lautes Wort fällt? Im Text heißt es ja immerhin: "Es gab Momente, da waren wir alle reif für die Zwangsjacke". Schön auch der zunehmend versonnene Ton Brandts beim Zitieren der oftmals weisen Unsinnigkeiten des alternden Vaters, doch wünschte man sich insgesamt ein wenig mehr stimmlichen Abstand zwischen den beiden Rollen. Und dass sich die Dialogstelle "Ich bin am Ende meines Lateins - und ich am Ende meines Daseins" nicht reimt, weil die spielerische Akzentverlagerung in der väterlichen Replik trotz eines Hinweises im Text ausbleibt, hätte zumindest der Regie (Margrit Osterwold) auffallen müssen. Anhörenswert sind die 4 CDs von Hörbuch Hamburg aber allemal. *bn* Hugo Kubarth

Personen: Geiger, Arno Osterwold, Margrit Brandt, Matthias