Die Kühltruhe der Karps birgt einen seltsamen Schatz: Einen gefrorenen Rabbi, den man beinahe schon vergessen hatte, doch er feiert Auferstehung! (DR) Rabbi Elisier ben Zephir lebte Ende des 19. Jahrhunderts in Boibicz. Er konnte sich seiner entseelen und in einem solchen Zustand geschah es, dass das Wasser kam und er einfror. Seine Verwandten bewahrten ihn im Eishaus sorgsam auf, während eines Pogroms nahmen sie den Eisblock und flüchteten. Gut hundert Jahre später kramt Bernie Karp in der Gefriertruhe und entdeckt dort den ihm völlig unbekannten Rabbi. Wenig später kommt es zu einem Stromausfall und der Rabbi kann seine Auferstehung feiern. Ihm ist zwar nicht danach zumute, denn er weiß nichts mit der neuen Welt anzufangen, aber ein intensives Weltstudium durch das Fernsehen bringt ihn bald auf eine gute Geschäftsidee. Er wird ein kapitalistischer Seelsorger, der das Heil gegen viel Geld und durch den Verkauf diversen Schnickschnacks anbietet. Der Roman führt den Leser parallel durch die Zeiten. Die jüdischen Hinterbliebenen des Rabbi durchleben äußerst harte Zeiten. Armut, Krankheit, Liebe und Heirat, Tod, der Versuch, irgendwie zu überleben, und das Auswandern nach Amerika - all das ist mit einem gefrorenen Rabbi im Schlepptau nicht einfach. Viel Mut und Erfindungsreichtum sind vonnöten, doch sie schlagen sich durch; nicht immer rechtschaffen, doch Not macht erfinderisch. Bis der Rabbi in der Gefriertruhe landet, geht auf diese Weise ein knappes Jahrhundert vorbei. Jiddische Sprache und jüdische Religion, etwas Humor, Zeitgeschichte, Freude und Angst, viel Leid und Armut - das ist die Mixtur, die dieses Buch auszeichnet. Es ist keine leichte Lektüre, doch das Buch ist es wert, gelesen zu werden. *bn* Angela Zemanek-Hackl

Personen: Stern, Steve Mader, Friedrich