Historischer Roman, in dessen Mittelpunkt Dr. Heinrich Hoffmann und sein Wirken als Leiter der städtischen Irrenanstalt in Frankfurt steht. (DR) Im Allgemeinen kennt man Heinrich Hoffmann als Schöpfer der Struwwelpeter-Geschichten und weiß eigentlich sehr wenig über sein berufliches und privates Leben. Dieses wird nun spannend und historisch kenntnisreich anhand der Krankengeschichte einer gewissen Pauline Franck und seines Patienten Christian Völker aufgerollt und zwar auf der Grundlage von Hoffmanns Psychiatrischen Schriften. Der Roman beginnt mit einer Rückblende in die Familie von Heinrichs Vater, der Geburt seines Sohnes und Heinrichs schwieriger Kindheit und Jugend. Parallel dazu wird Heinrichs Leben und Wirken als "Seelenarzt" erzählt, an dessen Schnittpunkt von erzählter Vergangenheit und Gegenwart das Schicksal der Patientin Pauline steht, die halluziniert und glaubt, sich in einem fremden Körper zu befinden. Auslöser ihrer Krankheit ist ein entsetzliches Verbrechen, an dem Heinrich Hoffmann nicht unbeteiligt gewesen ist und dessen Wahrheit im Laufe der Behandlung zutage tritt. Paulines tragische Geschichte von Inzest, Kidnapping und Mord wird verknüpft mit Dr. Hoffmanns Bemühen, die Behandlungsmethoden der Psychiatrie in seiner Anstalt für "Irre und Epileptische" zu reformieren und zu humanisieren. Eine bis zum Schluss spannungsgeladene Lektüre, die beim Lesen eintauchen lässt in das Frankfurter Gesellschaftsleben vor gut 150 Jahren und die ein authentisches Bild nicht nur von der Aufbruchsstimmung von 1848 und den Auswanderungswellen nach Amerika zeichnet, sondern auch die bislang auf den Schöpfer des "Struwwelpeter" reduzierte Biografie um sein Persönlichkeitsprofil als Seelenarzt erweitert. *bn* Jutta Kleedorfer

Personen: Berger, Ruth