Das Leben geht weiter: Nach fast 50 Jahren Ehe in der ostungarischen Provinz nimmt Etelka im Budapest der 1960er Jahre ihr Leben in die Hand. (DR) Etelka Szocs und ihr Mann Vince lebten immer äußerst bescheiden, aber zufrieden. Die Rehabilitation des ostungarischen Beamten 23 Jahre nach seiner politisch motivierten Entlassung und das Heranwachsen ihrer Tochter Iza stehen im Mittelpunkt eines Lebens voller Selbstachtung, Gerechtigkeit und Liebe. Als Vince stirbt, nimmt Iza, inzwischen erfolgreiche Ärztin, ihre Mutter mit in ihre Budapester Wohnung. Doch die Witwe findet sich ohne ihre gewohnten Gegenstände, die vertrauten Tätigkeiten rund ums Heim und das Gespräch mit langjährigen Freunden und Bekannten nicht mehr zurecht. Um nicht an der Inhaltsleere des Stadtlebens zu zerbrechen und zu verkümmern, muss sie ihre Ratlosigkeit und trauervolle Unruhe überwinden. Die Wahrheiten, die sie dabei entdeckt, sind verstörend. Magda Szabó (1917-2007) gilt als die bedeutendste ungarische Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts. In ihrem 1963 erstmals veröffentlichten Roman, dessen klassisch ruhige Sprache die LeserInnen in einen langsamen Sog der Erinnerung mitnimmt, dominiert das Jetzt. Die Vergangenheit erschließt sich aus der Anschauung der Gegenwart. Nicht offene Kritik am politischen System führte zum Konflikt der Autorin mit dem Regime, sondern die Fokussierung auf das individuelle Erleben - ungeachtet des vorgeschriebenen sozialistischen Aufbaugedankens. *bn* Wolfgang Moser

Personen: Szabó, Magda Eisterer, Heinrich