Die Vertreibung der im Osten ansässigen Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg - sachlich und einfühlsam dargestellt. (GE) Beim Blick auf den Titel kam großes Interesse und Vorfreude auf die Lektüre auf und ich wurde nicht enttäuscht. Schon lange wollte ich ein sachliches Buch, frei von den politisch oft einseitigen Positionen, zu diesem Thema lesen. Was ist am Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Großteil der im Osten ansässigen Deutschen passiert? Zwölf Millionen mussten ihre Heimat, den Ort ihrer Kindheit, in Richtung Westen verlassen, etwa vier Millionen davon landeten in der ehemaligen DDR. Sarkastisch ausgedrückt ist nichts passiert, was der grausame Diktator Hitler unseren östlichen Nachbarn, man denke nur an Polen, Jugoslawien oder die ehemalige Tschechoslowakei, nicht zuvor auch schon angetan hätte. Beim Aufarbeiten kann es also nicht um gegenseitige Aufrechnung oder gar Rache gehen, sondern darum, was den Menschen an Leid zugefügt wurde und wie diese Vertriebenen - sofern sie (oft nur als Teilfamilie) überlebten - ihr Schicksal gemeistert haben. Ähnliche Bücher ließen sich auch in Bezug auf Polen, Russland, Tibet oder Afrika schreiben. Die Autoren berichten in sachlicher, einfühlsamer und unaufgeregter Weise über Schicksale von heute noch lebenden Betroffenen. Die Lebensläufe gehen sehr ans Herz. Eingefügt sind viele allgemeine Informationen, z.B. über das Grenzdurchgangslager Friedland, die Charta der deutschen Heimatvertriebenen, die Vertriebenen-Organisationen oder auch über Prominente aus Vertriebenenfamilien. Dass eine durch mutwilligen Krieg ausgelöste Völkerwanderung von solchem Ausmaß nie wieder vorkommen darf, ist heute wohl allgemeines Gedankengut. Aber damit diese Lehre aus unserer dunklen Vergangenheit nicht vergessen wird, sei dieses Buch Jugendlichen ganz besonders empfohlen. *bn* Frieder Rabus

Personen: Burk, Henning