Ein informatives wie kulinarisches Sach- und Rezeptbuch über Speisengesetze, Fastenregeln und Nahrungsvorschriften der fünf Weltreligionen. (VL) In fünf großen Abschnitten werden die kulinarischen Höhepunkte der fünf Weltreligionen - Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus - aus religionsgeschichtlicher Sicht vorgestellt. Dabei gibt es erstaunlich viele Gemeinsamkeiten und Parallelen zu entdecken, die letztlich zu der Erkenntnis führen, dass überall "der Mensch ist, was er isst". Eingeleitet wird jedes Kapitel mit einem typischen religiösen Zitat, das die besondere Bedeutung einer Speise, einer Mahlzeit, die Form der Zubereitung oder Essgewohnheit in den Mittelpunkt stellt: So geht es z.B. im Judentum um koschere Speisen, im Christentum wird der Opfergedanke in Verbindung mit dem letzten Abendmahl hervorgehoben, im Islam gilt der Koran als Quelle für alle Fragen rund ums Essen, im Hinduismus spiegelt sich die regionale Vielfalt der Speisen als Auswirkung der verzweigten Kulte, Traditionen und Anschauungen wieder, schließlich der Buddhismus mit seinen höchst unterschiedlichen Ernährungsformen in China, Japan, Thailand etc., die jedoch auf bestimmte Grundprinzipien zurückzuführen sind. Die Rolle der Nahrungsaufnahme für Körper und Geist wie die Funktion der Esskultur als friedensstiftend und verbindend wird ebenso erklärt wie die Bedeutung des Fastens. Jedem religions- wie kulturgeschichtlichen Abschnitt folgen dann handverlesene Rezepte von Festtagsgerichten, Speisen mit symbolischer Bedeutung und Fastenspeisen. Es gelingt der Autorin, die unterschiedlichsten religiösen Aspekte der Nahrungsaufnahme und die Interpretationsmöglichkeiten der Essensrituale sichtbar zu machen: als Dank für eine gute Ernte, als Stärkung der Gemeinschaft, zur Feier religiöser Ereignisse, zur Wahrung spiritueller Traditionen, als Opfergabe, zur Aufhebung sozialer Unterschiede, usw. Passend dazu gibt es typische Rezepte zum Nachkochen: die berühmte jüdische Hühnersuppe "Goldene Jouch", das gebratene Osterlamm oder den Osterzopf im Christentum, im Islam das Auberginengericht mit dem kuriosen Namen "Der Imam fiel in Ohnmacht", im Hinduismus das weitverbreitete Fladenbrot "Chapati" und die "Ghee-Butter" oder die buddhistische Fastenspeise, um nur einige Beispiele zu nennen. Ein kultur- wie religionsgeschichtlich interessantes Buch, dessen Lektüre durch ein wenig lese(r)freundliches Layout mühsam ist: kleiner Druck, wenig Textgliederung, Fotos als bloße Bebilderung ohne Legende und überdies im Rezeptteil viele exotische Zutaten, die ein Ausprobieren erschweren. Wenn dann bei der traditionellen Weihnachtsgans ein mütterliches Rezept mit Sauerrahmsoße und Rosinen angeboten wird, dann kommt einfach Skepsis auf, was die authentische Auswahl an "Götterspeisen" betrifft. *bn* Jutta Kleedorfer

Personen: Sindemann, Katja Wurnig, Christine