Biografische Richtigstellung der Verunglimpfung Karl Valentins. (BI) Nicht zuletzt die Schmutzkübelkampagne einer deutschen Polit-Zeitschrift im Jahre 2007 dürfte den Münchner Schriftsteller Alfons Schweiggert, seines Zeichens Gründer der Karl-Valentin-Gesellschaft und Initiator des Großen Karl Valentin Preises, dazu bewogen haben, die Wechselwirkung zwischen dem großen bayerischen Tragikomiker und der Politik näher zu beleuchten. Karl Valentin (1882-1948), zeit seines Lebens ein ängstlicher Mensch mit hypochondrischen Zügen und ein Eigenbrötler, war es unmöglich, seine geliebte Heimat nach der Übernahme durch das Nazi-Regime zu verlassen. Was blieb ihm anderes übrig, als sich entweder von der NSDAP zu distanzieren und somit ein Schicksal wie z. B. Fritz Grünbaum zu erleiden, oder aber zu kooperieren? Hitler versuchte persönlich, den damals schon äußerst populären Komiker und Kabarettisten für seine Zwecke zu instrumentalisieren, Valentin jedoch ließ ihn unmissverständlich abblitzen. Der Festnahme durch die Gestapo entzog er sich fortan, indem er mit viel sprachlichem Können und einem ungemeinen rhetorischen Talent gewisse Dinge zwar ansprach, aber immer soviel Raum zur Interpretation frei ließ, dass er zwar tosendes Gelächter und Beifall erntete, aber nie festgenagelt werden konnte. Als Pazifist trug er die Idee eines friedlichen, vereinten Europas in sich und wird auch heute noch zu den bedeutendsten 50 Vordenkern und Visionären gezählt, die heutzutage schmerzlich vermisst werden. Diese absolut lesenswerte Publikation ist ein Stück Zeitgeschichte einer Epoche, in der Humor noch Kunst war. *bn* Christoph Stitz

Personen: Schweiggert, Alfons Polt, Gerhard