Lyrik, die Kritik übt an Umweltzerstörung und sozialen Missständen. (DL) Der amerikanische Poet Gary Snyder ist im deutschen Sprachraum nur einem kleinen Kreis von Poesiefreunden bekannt. Zu unrecht, denn sein Werk begleitete zeitgeschichtlich bedeutsame Bewegungen: Von den Beats, die gegen ein puritanisch vertrocknetes weißes Amerika rebellierten, über die Hippies, als deren Mitbegründer er gilt, bis zu der später ausufernden Alternativ- und Landkommunenbewegung. Snyders Lyrik lässt das Land zu Wort kommen - die Flüsse, Berge, Seen -, er kritisiert die fortschreitende Umweltzerstörung und soziale Missstände. Der vorliegende zweisprachige Band enthält ältere Texte und gliedert sich in drei thematische Teile: Holzfällen, Jagen, Brennen. Der Autor arbeitete lange als Land- und Forstarbeiter, was ihn der Natur näher brachte. Ein experimenteller Charakter prägt alle Texte. Snyder befasst sich mit Themen wie Arbeitsrechte, er verarbeitet indianische Mythen und schamanische Bewusstseinszustände literarisch, auch zenbuddhistische Einflüsse sind bemerkbar. Bei seiner Kritik an der Umweltzerstörung greift Snyder auf archaische europäische Mythen und Göttergestalten zurück, er sieht in der Ausbreitung patriarchaler Kulturen wie jener der alten Griechen und Römer die Keime des heutigen Raubbaus an natürlichen Ressourcen und sozialer Unterdrückung. Sicherlich zählt Snyder zu den eigenwilligsten Poeten der Gegenwart. Man liest ihn entweder gerne oder legt ihn fassungslos, vielleicht sogar angewidert weg. Das mag Geschmackssache sein. Auf jeden Fall nimmt nun auch die Literaturwelt langsam von ihm Notiz - zumindest am Rande. *bn* Roman Schweidlenka

Personen: Snyder, Gary Widder, Bernhard