Gruselsammelsurium. (TD.D) Der dritte, erst 2009 auf Deutsch erschienene Band der aus den 1990er Jahren stammenden und für Jugendliche gedachten "Nebel-Trilogie" von Ruiz Zafón ist ein Schauerroman mit vielen Versatzstücken aus Literatur und Gruselwortschatz. Ort des Geschehens ist das "düstere" Schloss Cravenmoore (vgl. Walpoles "Castle of Otranto") an der normannischen Küste, wo die Sonne "blutrot" ins Meer taucht, ehe das "silberne Band" des Mondes glänzt. An dieser "dunklen" Stätte holt die Vergangenheit Lazarus Jann ein, einen erfolgreichen Spielzeugfabrikanten, der seinen Schatten wie Adelbert von Chamissos Peter Schlemihl verkauft hat und der mit Vorliebe Automatenwesen herstellt, die freilich blutrünstiger sind als E.T.A. Hoffmanns Olympia. Wie viele Unschuldige im Verlauf der Erzählung auf grauenvolle Weise mit ins Verderben gerissen werden, bleibe der Spannung halber verschwiegen. Literarisch wenig überzeugend, gewinnt die Vorlage in der Hörfassung dank des Vortrags von Rufus Beck, der auch Regie geführt hat. Im Grundton zurückhaltend bis geheimnisvoll, vermag der v.a. durch "Harry Potter" bekannte Schauspieler die Spannung durch so manch dramatisches Crescendo zu halten, sodass es kaum stört, wenn in den kurzen Dialogen nicht jede Figur ihre eigene Stimme erhält. Nur an ganz kleinen Schnitzern wie dem Namen eines Uhrmachers, der mal als "Blöcklin", mal als "Böcklin" erscheint, merkt man überhaupt, dass die ungekürzte Fassung selbst einem gewieften Profi noch zu schaffen macht. Von der etwas unglücklichen Hand des Verlags Argon bei der Auswahl der überlangen Akkordeonstücke abgesehen, die die einzelnen CDs umrahmen, ergibt sich jedenfalls eine unterhaltsame Geisterbahnfahrt für Jung und Alt. *bn* Hugo Kubarth

Personen: Beck, Rufus Ruiz Zafón, Carlos Grüneisen, Lisa