Wie Blitzlichter erscheinen Sequenzen aus dem Leben des im Sterben liegenden Uhrmachers. (DR) George war Ingenieur, Lehrer für technisches Zeichnen und später Studienberater. Seine wahre Berufung entdeckte er aber erst, als ihm eine alte Uhr mit dem Nachdruck eines Reparaturhandbuches aus dem 18. Jahrhundert in die Hände fiel. Fortan reparierte und verkaufte George alte Uhren, was sich mit der Zeit zu einem guten Geschäft entwickelte. Jetzt liegt George im Sterben. Er ist nicht mehr jung, aber ohne den Krebs hätte er noch ein paar gute Jahre haben können, dennoch hat er Glück, denn seine Familie ist an seiner Seite. In den letzten Stunden vor seinem Tod erinnert sich George an vieles, nicht geordnet und der Reihe nach, nein, vielmehr sind seine Erinnerungen wie Blitzlichter. Wie zufällig werden Sequenzen aus seinem Leben beleuchtet und entgleiten wieder ins Dunkle, trotzdem passt alles zusammen, wie die Teile eines Uhrwerkes. Uhren sind so verschieden wie die Leben verschiedener Menschen. Schlicht und einfach wie das Leben seines Vaters oder facettenreich und überraschend wie sein eigenes, vielleicht auch kompliziert und undurchschaubar wie das seines Großvaters. Wie einfach oder kunstvoll Uhren auch sind, sie dienen alle nur einem Zweck: dem Schlagen eines Taktes, der uns an das Verstreichen der Zeit erinnert. Paul Harding schreibt über die Einsamkeit. Die Einsamkeit im Tod, die Einsamkeit der Krankheit und die Einsamkeit der Entscheidungen. Er schreibt vom Verlassen, vom Verlassenwerden und vom Verlassensein. Harding erzählt von Familienbeziehungen, er lässt uns erkennen, dass wir erst spät anfangen zu verstehen, manchmal vielleicht auch zu spät. Seine Sprache ist lyrisch und lässt den Leser seinen Gedankengängen folgen. Nichts ist hier gekünstelt oder konstruiert. Alles echt, alles spürbar und überzeugend. Der Leser erlebt, wie befreiend es ist, wenn man loslässt. Ein berührender Roman über die Erkenntnis. *bn* Ilse Hübner

Personen: Harding, Paul Morawetz, Silvia