Ästhetisch ansprechend, kulinarisch außerordentlich verführerisch: Ab nach Triest, sofort! (VL) Man stelle sich vor, Wien läge am Meer, am Schwedenplatz wäre der Hafen und der Wienerwald verkarstet. Dann würde man in dieser Stadt und ihrem Hinterland wohl eine Küche finden, wie sie Gerd Wolfgang Sievers in Triest gefunden hat - und in diesem klassisch schönen Kochbuch auf eine Art und Weise vorstellt, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Die Stadt und die Region drumherum sind geprägt von den Küchen der umliegenden Landschaften: Friaul, Venetien, Slowenien und vor allem auch der altösterreichischen Küche. Aus all dem und - wie es sich für eine Hafenstadt gehört - mit Einflüssen aus entfernteren Gegenden hat sich eine ganz eigene Küche zwischen mediterran und alpin entwickelt. Als Vorspeise nehmen wir jedenfalls etwas mit Sardinen oder Sardellen, am liebsten Sardellen in saòr nach Triestiner Art (frittiert und mit Zwiebeln eingelegt in Essig und Öl), aber auch viele andere Arten sind in den Buffets, einer Art Mittelding aus Imbiss und kleinem Wirtshaus, zu finden. Und wir kosten natürlich den so seltenen wie teuren Karst-Schinken. Im ersten Gang nehmen wir einen Teller voll Jota, der traditionellsten aller Triestiner Suppen mit Sauerkraut, Bohnen und Selchripperl; es hätte auch noch Fleckerl gegeben, aber mit Tintenfischsoße anstelle des hierzulande üblichen Schinkens. Bei der Hauptspeise haben wir die Qual der Wahl: wunderbare Fischspeisen, viel Fleisch, häufig vom Schwein und oft gekocht (Bollito misto), oder auch Innereien. Dazu gibt es Spinat, Bohnen und Pilze und viel von der Kartoffel. Und mit dem Dessert sind wir in der ehemaligen Donaumonarchie angelangt: Da gibt´s Buchteln, Kipferl, Krapfen, Schmarren, Palatschinken und Strudeln aller Art. Was für eine wunderbare Gegend, so nahe und doch so anders, geografisch wie kulinarisch, sichtbar gemacht in diesem Buch. *bn* Franz Lettner

Personen: Sievers, Gerd Wolfgang